- Anleihen aus Asien haben in der Vergangenheit an den internationalen Märkten oft nur eine Nebenrolle gespielt.
- Inzwischen haben sich die Rahmenbedingungen verbessert, und die Anleihemärkte haben an Breite und Tiefe gewonnen.
- Besonders Dollar-Anleihen, die von asiatischen Unternehmen begeben werden, erscheinen derzeit attraktiv.
China hat ein atemberaubendes Tempo bei der Modernisierung seiner Wirtschaft hingelegt. Seit der Öffnung zum Rest der Welt vor rund vier Jahrzehnten ist das Land stürmisch gewachsen und nimmt, gemessen an der Wirtschaftskraft, global hinter den USA inzwischen den zweiten Platz ein [1]. Weil auch andere aufstrebende Länder in der Region in der Vergangenheit an Gewicht gewonnen haben, verschiebt sich das Schwerkraftzentrum der Weltwirtschaft langsam aber sicher von West nach Ost in Richtung Asien.
Der richtige Mix aus Rendite und Risiko ist entscheidend
Chancen bieten nicht nur die dortigen Aktienmärkte, auch Zinsanleger können fündig werden. Dies umso mehr, als in den westlichen Industrieländern mit festverzinslichen Wertpapieren aufgrund der Niedrigzinspolitik der Notenbanken nur noch wenig zu holen ist. Anleger müssen sich allerdings bewusst sein, dass Anleihen aus den Emerging Markets (Schwellenländern) in der Regel riskanter sind als Anleihen aus Industrienationen. Deshalb erscheint es ratsam, das Anlagekapital breit zu streuen, zum Beispiel über Fonds.
Eine Mischung aus Anleihen von Unternehmen mit guter Bonität und aus dem spekulativeren Hochzinssegment kann für eine ansprechende Rendite sorgen.
Unternehmensanleihen, die asiatische Schuldner in US-Dollar begeben, sind ein besonders interessantes Segment. Dollar-Investments haben den Vorteil, dass die Schwankungen, denen lokale Währungen wie der chinesische Renminbi oder die indische Rupie ausgesetzt sind, keinen Einfluss auf die Wertentwicklung haben. Die Rendite lässt sich zudem noch potenziell verbessern, wenn neben Anleihen von Gläubigern mit hoher Bonität (und geringer Ausfallwahrscheinlichkeit) auch spekulativere Unternehmensanleihen aus dem Hochzinssegment dem Portfolio beigemischt werden.
Asiatischer Anleihemarkt den Kinderschuhen entwachsen
Die Auswahl an asiatischen Anleihen ist inzwischen groß. Die Märkte haben davon profitiert, dass sich die Rahmenbedingungen deutlich verbessert haben. Der wachsende Wohlstand in den Ländern führt dazu, dass die Herausgeber zunehmend Anleihen in Dollar auf den Markt bringen, die bei einer breiteren Anlegergemeinde wie lokalen Pensionsfonds, Versicherungen und internationalen Investoren gefragt sind. „Das sorgt für höhere Emissionsvolumina und Vielfalt, verleiht dem Segment Stabilität und trägt dazu bei, periodisch auftretende Rückschläge zu begrenzen“, erläutert Henry Wong, der den Fonds DWS Invest Asian Bonds von Hongkong aus managt. Der Fonds investiert überwiegend in Unternehmensanleihen, die mehrheitlich aus Ländern wie Indonesien, China und Indien stammen. Aber auch Anleihen aus reiferen Volkswirtschaften wie Australien und Japan finden sich im Portfolio.
Wirtschaftlicher Wandel birgt Chancen
Den derzeitigen Handelsstreit der USA mit China betrachtet der Fondsmanager des DWS Invest Asian Bonds nüchtern: „Es ist verständlich, dass das für Unruhe am Markt sorgt, aber wir kommen an der Realität nicht vorbei“, sagt Wong. China und andere asiatische Länder werden nach seiner Einschätzung künftig wohl nicht mehr so hohe Handelsüberschüsse einfahren. Allein schon, weil das Land auf lange Sicht das Wirtschaftsmodell weg von den Exporten hin zu mehr Konsum auf eine nachhaltigere Basis stellen dürfte. Während das auf der einen Seite manch traditionellen Wirtschaftszweig in Bedrängnis bringen dürfte, könnten sich auf der anderen Seite in neu entstehenden Segmenten attraktive Anlagechancen ergeben.
Der Fondsmanager rät, bei der Auswahl der besten Anleihen nicht so stark auf die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu achten, sondern mehr auf unternehmensspezifische Faktoren der Emittenten. Anleger sollten ihren Fokus vor allem auf Firmen mit einer soliden Bilanz, einem robusten Barmittelzufluss (Cashflow) und einem zuverlässigen Management richten. Im Blick hat Wong Sektoren, die vom Aufstieg der Mittelschicht profitieren sowie von der zunehmenden Konsumneigung in den asiatischen Ländern. Das mache ein Stück weit unabhängiger von der globalen Konjunktur und vom Einfluss möglicher Handelskonflikte.
Der Aufstieg der Mittelschicht in asiatischen Schwellenländern verschiebt die Gewichte weg vom Export hin zu konsumnahen Sektoren. Dort könnten sich attraktive Investmentmöglichkeiten ergeben.