07. Sept. 2020 Infrastruktur

Telekommunikation – die 5G-Revolution bietet Renditechancen

Die Telekommunikationsbranche rüstet sich für eine neue Ära – die Zeit des ultraschnellen Datenaustausches via 5G-Mobilfunk. Wie Anleger von diesem Megatrend profitieren können.

  • Kontinuierlich steigende Datenmengen erfordern einen raschen Ausbau der Telekommunikationsinfrastruktur.
  • Ein wesentlicher Treiber ist dabei der neue Mobilfunkstandard 5G, der auch Anlegern interessante Investitionsmöglichkeiten eröffnet.
  • Da nicht alle Telekommunikationsunternehmen zur selben Zeit und gleich stark von der Entwicklung profitieren dürften, kommt es bei der Titelauswahl auf eine genaue Analyse an.
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Weltweit wollen Staaten Investitionen in die Telekommunikationsinfrastruktur ankurbeln.

„Erinnerung: Videokonferenz startet in fünfzehn Minuten – Sie haben noch ausreichend Zeit, um den Artikel zu lesen…“ Intelligente digitale Infrastrukturen sind für den beruflichen und privaten Austausch essenziell geworden – das hat die Corona-Krise wie wohl noch nie zuvor verdeutlicht. Kann ein Termin nicht Face to Face wahrgenommen werden, wird er einfach ins Virtuelle verlagert. Da überrascht es nicht, dass die Nutzung von Videokonferenzen im Zuge der Pandemie um 120 Prozent gestiegen ist.[1]

Aktien der Telekommunikationsbranche erscheinen Anlegern deshalb derzeit attraktiv. Investoren fragen sich aber auch, welches Potenzial der Sektor über die Pandemie hinaus bietet.

Dass nach der Flut die Ebbe kommt in der Telekommunikationsbranche, hält Matthias Meyer, Investmentspezialist für Liquid Real Assets & Aktien bei der DWS, für unwahrscheinlich. Im Gegenteil: „Die Staaten haben weltweit Konjunkturpakete angekündigt, die auch höhere Investitionen im Bereich Telekommunikationsinfrastruktur vorsehen. Das sollte die Wertentwicklung börsennotierter Infrastrukturbetreiber unterstützen. Ganz oben auf der Agenda steht dabei in Europa die schnelle Einführung von 5G-Netzen. Die Etablierung des neuen Mobilfunkstandards ist ein starker Trend, von dem die Branche langfristig profitieren dürfte.“

Der schnelle 5G-Funk avanciert zum Wachstumsmotor der Wirtschaft

Eine Studie des Research- und Beratungsunternehmens Gartner zeigt, welches Wachstumspotenzial in 5G – dem Mobilfunk der fünften Generation mit ultra-kurzen Reaktionszeiten und enormer Datenkapazität – schlummert. Laut aktueller Prognose dürfte sich der globale Umsatz von 5G-Infrastruktur in diesem Jahr fast verdoppeln und auf 8,1 Milliarden US-Dollar steigen.[2] Während sich die Investitionen der Kommunikationsdienstleister in 5G-Infrastruktur im vergangenen Jahr auf 10,4 Prozent des Gesamtumsatzes beliefen, sollten sie 2020 einen Anteil von mehr als einem Fünftel (21,3%) erreichen.[3]

Damit die Netzbetreiber den schnellen Handyfunk mit Datenraten von bis zu 10 Gigabit pro Sekunde flächendeckend verfügbar machen können, bedarf es also enormer Anlagesummen. Kapital können auch Privatanleger über entsprechende Investmentfonds beisteuern. Besonders spannend erscheint hier auch der deutsche Telekommunikationsmarkt. Im Vergleich zu anderen EU-Ländern hinkt die Bundesrepublik beim Ausbau des 5G-Netzes sowie der Breitbandversorgung hinterher. Das soll sich ändern.

Einmal etabliert, soll 5G nicht nur den Austausch zwischen Menschen weiter vereinfachen, sondern auch die Datenkommunikation zwischen Objekten, Produkten, Maschinen, Fahrzeugen und Servern verlässlich und reibungsfrei ermöglichen, sodass vernetzte urbane Infrastrukturen, „Smart Cities“, zum Leben erstehen können. Das dürfte die Wirtschaft insgesamt beleben und die ohnehin schon hohen Datenmengen des digitalen Zeitalters nochmals kräftig steigern.

Rechenzentren profitieren schon jetzt von enormen Datenmengen

In der Telekommunikationsbranche sollten vor allem Rechenzentren zu den 5G-Gewinnern gehören. Hier hat auf Basis der zunehmenden Nachfrage nach rechenintensiven Cloud-Anwendungen bereits eine Expansionsphase eingesetzt. Allein in diesem Jahr rechnet die DWS mit einem globalen Wachstum des Cloud-Verkehrs von mehr als 20 Prozent. Er dürfte die Einnahmen von Colocation-Rechenzentren je nach geografischer Lage und Auslastungsgrad um fünf bis zehn Prozent steigern. Damit Rechenzentren ihre Kapazitäten weiter ausbauen können, müssen neue Zentren an Kernstandorten wie auch in Randgebieten gebaut werden.

Zudem sollte 5G bei Glasfaserleitungen für einen ordentlichen Wachstumsschub sorgen. „Damit die Netzbetreiber die prognostizierte Netzwerkleistung für den neuen Mobilfunkstandard überhaupt unterstützen können, braucht es eine ausreichende Glasfaserabdeckung“, sagt Matthias Meyer. Im Vergleich zu 4G werden 5G-Daten auf höheren Frequenzen übertragen, wodurch die Reichweite von 5G-Netzen begrenzter ist. Um eine sicherere Datenübertragung über große Entfernungen zu ermöglichen, ist also ein dichtes Netzwerk sogenannter „Small Cells“ erforderlich, die über ein glasfaserverkabeltes Pendant verbunden sind.

Deutschland will seinen Rückstand bei 5G- und Breitbandversorgung rasch aufholen.

Und weil die 5G-Technologie im Vergleich zum Vorgänger nur kürzere Distanzen zurücklegen kann, braucht es auch deutlich mehr Übertragungstürme, um die gleiche Netzabdeckung wie bei 4G zu erreichen. Damit dürften auch die Betreiber von Mobilfunkmasten zu den Profiteuren von 5G zählen – vor allem in der frühen Phase. Längerfristig erscheinen die Unternehmen für Investoren aufgrund stabiler, planbarer Cashflows attraktiv. Diese ergeben sich etwa aus langfristigen Mietverträgen für Antennenplätze – oft mit mehreren Netzbetreibern. „Zudem profitieren die Betreiber von Mobilfunkmasten von hohen Eintrittsbarrieren am Markt”, sagt der DWS-Experte. „Der begrenzte Wettbewerb macht sie für Anleger gleichsam interessant.“

Telekommunikationsanbieter müssen Kosten für 5G-Ausbau ausgleichen

Zu einer weiteren Verdichtung in dem Segment könnten künftig auch noch mehr Veräußerungen von Türmen der Telekommunikationsanbieter an Turmbetreiber führen. Denn kurzfristig dürften für sie die Erträge aus der bloßen Kommerzialisierung der Frequenzen nicht ausreichen, um die Finanzierungskosten für 5G zu stemmen. Um die hohen Investitionsausgaben mittelfristig wieder hereinzuholen, spielen also alternative Einnahmequellen eine entscheidende Rolle. Neben der Veräußerung von Türmen werden Telekommunikationsanbieter hier auch auf weitere Dienste oder Neukunden-Gewinnung setzen müssen.

„Der Detailblick zeigt, dass Anlagen in 5G beziehungsweise Telekommunikationsinfrastruktur wie alle Themeninvestments einer kontinuierlichen und gründlichen Analyse des Investmentspektrums bedürfen“, sagt Matthias Meyer. „Nur so können Anleger die vielversprechendsten Titel finden und Chancen nutzen, die sich in unterschiedlichen Marktphasen ergeben.“

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Mehr entdecken

1. Quelle: https://www.mdr.de/nachrichten/politik/inland/studie-digitalisierung-corona-umwelt-homeoffice-100.html

2. Quelle: https://www.it-business.de/ausgaben-fuer-5g-infrastruktur-sollen-sich-fast-verdoppeln-a-953649/

3. ebd.

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