Handelskonflikte, Brexit, Nullzinsen: Die Zeiten waren an den Märkten schon mal einfacher. An welchen Themen kommen Sie aktuell nicht vorbei?
Erstens: an den Leitzinsen und der Geldpolitik der großen Zentralbanken wie etwa der Fed oder der EZB. Deren Kursänderungen, wie sie zum Beispiel in diesem Kalenderjahr zu beobachten sind, können die Kapitalmärkte massiv beeinflussen. Zweitens schaue ich mir das politische Umfeld an – also welche Folgen der Brexit oder der Handelskonflikt zwischen den USA und China haben. Sowohl Geldpolitik als auch Geopolitik beeinflussen die Realwirtschaft. Drittens schaue ich mir die Gewinnsituation der Unternehmen an. Sie ist am Ende der wichtigste Faktor für Anlageentscheidungen.
Defensiv, dynamisch – oder mittendrin: Wo ordnen Sie den DWS Multi Opportunities ein?
Ich befinde mich praktisch mittendrin und verfolge eine ausbalancierte Strategie. Mit anderen Worten: Der Fonds kann Marktchancen nutzen, soll aber keine übermäßigen Schwankungen mitnehmen.
Rein theoretisch könnten Sie zu 100 Prozent in Aktien investiert sein. Die meisten Anleger dürften unter „ausbalanciert“ jedoch etwas anderes verstehen ...
Die Erfahrung zeigt, dass Anleger durchaus mit höheren Aktienquoten klarkommen. Das ist dann der Fall, wenn das Marktumfeld positiv ist und die Markt- beziehungsweise Renditechancen entsprechend groß sind. Anders jedoch, wenn das Marktumfeld unsicherer wird. Aber dann schalten wir ohnehin um. Das Risikomanagement steht dann klar im Vordergrund.
Riskieren Sie zu wenig, rückt eine überdurchschnittliche Rendite in weite Ferne. Riskieren Sie zu viel, drohen Verluste. Wie finden Sie in diesem permanenten Spannungsfeld die richtige Balance?
Allein durch das Gewichten der unterschiedlichen Anlageklassen schaffe ich einen gewissen Ausgleich im Portfolio. Zum einen nutze ich Anlageklassen, bei denen ganz klar der Renditegedanke im Vordergrund steht. Dazu gehören zum Beispiel Aktien und Unternehmensanleihen. Diese Anlagen machen in der Regel den größeren Teil des Portfolios aus. Zum anderen nutze ich Anlageklassen, die für Stabilität sorgen sollen. Dazu gehören Staatsanleihen sicherer Länder, aber auch stabile Währungen wie etwa der Yen. Auch Gold kommt infrage. Der Fonds bietet insofern eine gute Mischung aus Rendite und Stabilität. Entscheidend ist aber am Ende die Flexibilität zwischen beiden Bereichen.
Haben Sie dafür ein konkretes Beispiel?
Im Dezember 2018 hatten wir weniger als 30 Prozent Aktien im Portfolio. Grund dafür war die wirtschaftliche Situation, die sich verschlechtert hatte. Kurze Zeit später hoben wir den Aktienanteil wieder auf über 45 Prozent an, weil der Markt gerade in zyklischen Sektoren übertrieben hatte.
Welche war die beste Wette, die Sie mit Ihrem Fonds je eingegangen sind?
Wette würde ich es nicht nennen. Aber es gibt durchaus Phasen am Markt, in denen wir uns in bestimmten Anlageklassen relativ stark positionieren: 2011 und 2012 hat das bei Unternehmensanleihen sehr gut funktioniert. Damals waren wir zum Beispiel in europäische Hybridanleihen investiert, vor allem in Papiere von Finanzwerten. Auch 2015/2016 waren wir damit erfolgreich, so wie jüngst bei Hochzinsanleihen von Rohstoff- und Energieunternehmen. Aktuell sind wir von Gold- und Goldminen überzeugt. Goldminen sind jedoch relativ schwankungsanfällig. Sie haben einen sehr großen operativen Hebel im Hinblick auf den Goldpreis.
Wann ist Ihre Strategie besonders gut aufgegangen?
Der Fonds kommt bestens klar, wenn es an den Märkten viele Bewegungen und Verschiebungen gibt. Sogar in der Finanzkrise 2007/2008 hat er sich gut geschlagen.
Und wann war es schwieriger für Sie?
Herausfordernder sind Phasen ohne stärkere Richtungsänderungen, wie etwa der deutliche Aufwärtstrend aus dem Jahr 2017.
Wieso das? Man würde doch eigentlich eher das Gegenteil erwarten.
Der Grund dafür ist das typische Verhalten, eher antizyklisch zu handeln. Das heißt: In guten Zeiten einen Risikopuffer aufzubauen, der in Stressphasen genutzt werden kann.
Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung Ihres Fonds?
Alles in allem hat unsere Strategie auf längere Sicht gezeigt, dass sie sehr gut funktioniert. Die Flexibilität hat in Phasen mit großen Marktverwerfungen und entsprechenden Chancen sehr gut geholfen. Aktives Fondsmanagement bedeutet, eine eigene Meinung zu haben, Dinge einzuordnen und dann entsprechend zu handeln. Auch wenn der Erfolg sich manchmal nicht sofort einstellt, sondern erst langfristig.
Sie investieren überwiegend in Fonds und nicht in Einzeltitel. Warum?
Das ist historisch so gewachsen. Früher waren Mischfonds, die Multi-Asset-Vorläufer, häufig Dachfonds. Mit deren Hilfe lässt sich die allgemeine Portfolio-Zusammensetzung gut bewerkstelligen. Zumal für Anleger keine Kostennachteile entstehen. Spezielle Anlageideen – die zum Beispiel aus unserem Multi-Asset-Team kommen – setze ich allerdings mit Direktinvestments um.
Bitte vervollständigen Sie die folgenden Sätze
Wenn ein Freund 10.000 Euro anlegen möchte, …
könnte er sein Geld sowohl über verschiedene Investmentfonds – wie zum Beispiel den DWS Multi Opportunities – als auch über Anlagestile und Zeitpunkte streuen.
Wenn ich nicht Fondsmanager des DWS Multi Opportunities geworden wäre …
dann würde ich jetzt mehr Zeit in meiner Heimat Salzgitter verbringen.
Wenn ich mal mit einem Investment danebenliege, …
dann versuche ich die Situation ohne Emotionen zu analysieren und zu hinterfragen, ob die ursprüngliche Investment-Idee noch gegeben ist.