15. Okt 2019 Mischfonds

„Aktien bieten weiterhin das attraktivste Chance-Risiko-Verhältnis.“

Fondsmanager Christoph Schmidt über Auswege aus der Zins-Misere, die Kunst, Risiken zu verringern und die Art, wie er mit Kursraketen im Portfolio umgeht.

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Der Vermögensaufbau mit Zinsanlagen wird bekanntermaßen immer schwieriger. Welchen Beitrag können Multi-Asset-Fonds leisten?

 Tatsächlich sind immer mehr Anleger auf der Suche nach einem geeigneten Ausweg aus der Zins-Misere. Multi-Asset-Fonds, die mit einem gut funktionierenden Risikomanagement ausgestattet sind, können eine gute Option für Anleger sein, die nicht dem vollen Aktienmarktrisiko ausgesetzt sein wollen.

 

Sie setzen schwerpunktmäßig auf Aktien…

 Ja, Aktien sind mit einem Gewicht von mindestens 60 Prozent der wichtigste Baustein im Fonds. Aber auch Anleihen, Fremdwährungen und Gold spielen eine wichtige Rolle. Schließlich ist es unser Ziel, über einen Konjunkturzyklus hinweg aktienähnliche Erträge zu erwirtschaften. Zugleich wollen wir aber die Schwankungen abmildern.

Wie investieren Sie? In Einzeltitel oder Fonds – und warum?

In erster Linie investiere ich in Einzeltitel. Die Idee dahinter ist, dass wir nicht nur über die Steuerung der verschiedenen Anlageklassen einen Mehrwert für unsere Anleger erzielen wollen, sondern auch über die Auswahl der Einzeltitel. Fonds und börsengehandelte Indexfonds können mit einem Anteil von bis zu 10 Prozent am Gesamtportfolio beigemischt werden.

  

Viele Multi-Asset-Fonds investieren nach festen Quoten, beispielsweise 60 Prozent in Aktien, 40 Prozent in Anleihen. Ist das auch eine Option für Sie?

Wir gehen da völlig anders vor. Wir sind nicht an einen Vergleichsindex gebunden. Flexibilität und ein starkes Gegengewicht durch diszipliniertes Risikomanagement sind uns sehr wichtig. Wir stellen uns bei jeder einzelnen Investitionsentscheidung die Frage: Steht das Risiko wirklich in einem angemessenen Verhältnis zu den Ertragschancen? Sollte dies nicht der Fall sein, nehmen wir phasenweise auch eine höhere Kasseposition in Kauf.

Können Sie kurz erklären, wie das Risikomanagement in der Praxis abläuft?

Wir arbeiten sehr eng mit unseren Risikomanagern zusammen, die alle geplanten Transaktionen und deren mögliche Auswirkungen auf das Portfoliorisiko simulieren. Grundsätzlich  nutzen wir ein festes Risiko-Rahmenwerk. Das kann man sich wie zwei Leitplanken vorstellen, zwischen denen wir uns flexibel bewegen können. Komme ich einer der Leitplanken zu nahe, weisen mich die Risikomanager darauf hin. In Ausnahmefällen können die Risiko-Kollegen meinen Handlungsspielraum vorübergehend reduzieren, indem sie die Leitplanken etwas einengen. Auf diese Weise wollen wir sicherstellen, dass der Fonds nicht von seinem vordefinierten Risikoprofil abweicht, wenn es zum Beispiel an den Märkten einen starken Kursrutsch gibt.

 

Heißt das, es kann passieren, dass Sie eine Investments-Idee umsetzen möchten und der Risikomanager winkt ab?

Normalerweise haben einzelne Transaktionen meist nur einen geringen Einfluss auf das übergeordnete Portfoliorisiko. In diesen Fällen muss ich die Risikomanager nicht vorab ins Boot holen. Anders läuft es dagegen bei größeren Umschichtungen: Da tauschen wir uns schon im Vorfeld aus über die Implikationen aus der Risikoperspektive aus. Manchmal drehen wir den Spieß auch um und ich frage die Risikomanager, mit welchen Instrumenten ich am effizientesten mein Portfoliorisiko auf eine bestimmte Zielgröße bringen kann.

Sie hatten im Sommer 2019 zwischenzeitlich 20 Prozent des Fondsvermögens nicht angelegt – aus Sorge vor einem Rücksetzer?

Die Kassenquote selbst sagt noch nicht viel darüber aus, wie ich positioniert bin. Denn ich kann die Investitionsquote auch über Derivate steuern. Aber es stimmt: Nach der starken Wertenentwicklung in den ersten sechs Monaten hatte ich das Portfolio etwas defensiver ausgerichtet. Trotzdem bieten Aktien weiterhin das attraktivste Chance-Risiko-Verhältnis.

 

Angenommen, die Marktstimmung ist extrem positiv: Kann es dann passieren, dass Sie zu 100 Prozent auf Aktien setzen? 

In solchen Phasen neigen wir dazu, schrittweise die Risiken im Portfolio zu reduzieren. Damit schaffen wir uns in guten Zeiten idealerweise schon einen Risikopuffer, um dann in Korrekturphasen zugreifen zu können.

 

Ist Gold ein Anlagethema für Sie?

Rohstoffe halten wir im Normalfall nicht direkt, sondern über Aktieninvestments in Rohstoffunternehmen. Gold ist hier eine Ausnahme. Dort bevorzuge ich ein direktes Investment und halte seit längerer Zeit einen Anteil von 5 Prozent in Form eines Gold-ETCs im Fonds.

Mischfonds - schnell und einfach erklärt

 

Und was ist mit Währungen?

Auch die spielen eine sehr wichtige Rolle. Deren Gewichtung ist übrigens nicht nur das Resultat der Aktien- und Anleihen-Position, sie wird aktiv gemanagt. Und auch hier gilt die Grundregel: Wir gehen Fremdwährungsrisiken nur ein, wenn wir auch das entsprechende Ertragspotenzial sehen.

 

Sie steuern aktienähnliche Erträge an, wieviel Risiko müssen Anleger dafür in Kauf nehmen?

In den vergangenen sechseinhalb Jahren waren wir bei steigenden Kursen mit etwa 75 Prozent dabei. Die Abwärtsbewegungen hat der Fonds jedoch nur zu etwa 50 Prozent mitgemacht. Der Fonds hat also eine Wertentwicklung erzielt, die beinahe mit dem MSCI World auf Augenhöhe lag. Doch die Volatilität, also die Wertschwankung, war deutlich geringer. Beim MSCI World lag die Volatilität seit 2013 etwa bei 13 Prozent, beim Fonds waren es 9 Prozent.

 

Ihre Strategie war also ziemlich erfolgreich. Was können Anleger künftig erwarten?

Wir wollen Anlegern den Zugang zu den Chancen am Aktienmarkt ermöglichen und gleichzeitig die Schwankungen in Stressphasen begrenzen. Der Fonds bietet innerhalb der dynamischen Multi-Asset-Kategorie einen innovativen Ansatz, der Flexibilität mit einem starken Fokus auf Risikomanagement verbindet.

Herr Schmidt, bitte vervollständigen Sie die folgenden drei Sätze:

Wenn ein Freund 10 000 Euro anlegen möchte…

rate ich ihm davon ab, mir einen „heißen Tipp“ entlocken zu wollen. Meine größten Überzeugungen stecken im Fonds – und dort investiere ich schließlich auch mein eigenes Geld.

Wenn ich mal mit einem Investment daneben liege, …

versuche ich damit genauso gelassen umzugehen wie mit einer Kursrakete im Portfolio – leider gelingt mir das nur selten

 Mein (berufliches) Vorbild ist…

nicht durch einen Algorithmus zu ersetzen.

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