12. Nov. 2020 Nachhaltigkeit

Wasser – investieren in das „blaue Gold“

H2O ist heute ein globales Geschäft. Immer mehr Unternehmen sind im Wassersektor aktiv, der mit defensiven Eigenschaften glänzt und die Chance auf stabile Renditen bietet.

  • Klimawandel und Bevölkerungswachstum machen Wasser zu einer immer wertvolleren Ressource und zu einem lukrativen Wirtschaftsfaktor.
  • Wasseraktien und entsprechende Fonds gelten als tendenziell defensive Anlagen mit der Chance auf langfristig stabile Renditen.
  • Die Wasserbranche unterteilt sich in Versorger und Aufbereiter sowie ein breites Spektrum an Technologieherstellern und Dienstleistern rund um Wassermanagement.
Lesezeit

Wer den Wasserhahn beim Zähneputzen laufen lässt, verschwendet bis zu zwölf Liter wertvollen Rohstoff.[1] Das Nass aus der Leitung ist endlich: Es ist dasselbe H2O, das vor 5 Milliarden Jahren – vermutlich über vereiste Asteroiden – zu uns kam.[2] Schon die Dinosaurier tranken das Wasser, das vom Ökosystem Erde immer wieder aufbereitet wird, und heute aus dem Hahn kommt.

Klimawandel und Bevölkerungswachstum lassen die Ressource Wasser zunehmend knapp und damit zu einem Wirtschaftsfaktor werden. „Je mehr wir Menschen Ballungszentren bilden, Fabriken einweihen und Agrarflächen umpflügen, desto mehr Brauch- und Trinkwasser muss gewonnen, kanalisiert, abgepumpt, gestaut und aufbereitet werden“, erläutert Nektarios Kessidis, Manager des Aktienfonds DWS Global Water, der die Wasserbranche breit abbildet. „Privatwirtschaftliche Firmen aus dem Infrastruktur- und Versorgersektor übernehmen das. Anleger können in sie investieren.“

Die Erde ist zu zwei Dritteln mit Wasser bedeckt – davon sind jedoch nur 2,5 Prozent Süßwasser und für uns Menschen genießbar.

Wasserfirmen können in der Regel stetige Renditen bieten

Das künftige Wachstum des Wassersektors ist gut vorhersagbar. Es folgt grob der Zunahme der globalen Bevölkerung und wird zusätzlich angetrieben durch immer höhere Lebensstandards. Verbrauchte die Menschheit um 1900 rund 400 Kubikkilometer Süßwasser pro Jahr, sind es derzeit 4.600 Kubikkilometer. Bis 2050 wird nach Schätzungen die Menge um ein Drittel auf 6.000 Kubikkilometer anschwellen. Allein in der Landwirtschaft dürfte der Bedarf schon bis 2025 um 60 Prozent zunehmen.[3]

Das gute Kapitalmarktpotential des Wassermanagements hat sich inzwischen erwiesen. Vor 19 Jahren wurde erstmals der S&P Global Water berechnet, einer der wichtigsten Börsenindizes des H2O-Sektors mit den 50 größten und liquidesten Wasserunternehmen weltweit. Seither hat er sich im Wert mehr als vervierfacht.

Wasseraktien sind defensiv und tendieren zu stabiler Wertentwicklung. „Viele dieser Unternehmen sind in regulierten Märkten tätig, wo die Wasserpreise staatlich festgelegt sind. Der Verbrauch von Wasser in Privathaushalten, Landwirtschaft und Industrieunternehmen ist von Konjunkturzyklen nahezu unabhängig. Solche Finanzanlagen versprechen zwar keine exorbitant hohen, dafür aber stetige Dividenden“, sagt DWS-Fondsmanager Nektarios Kessidis. „Mit ihrer Chance auf Ertragsstabilität eignen sich die Wasseraktien also gut als Langzeitanlage sowie zur Diversifizierung von riskanteren Investments.“ Mittelfristig dürften die Kurse auch durch anhaltende Übernahmen in dem bislang eher kleinteiligen Wassersektor gestützt werden, sagt der Experte.

Wasserknappheit bietet Möglichkeiten nachhaltig zu investieren

Aus Anlegersicht gibt es einen weiteren Pluspunkt: Viele Aktien des Wassersektors erfüllen qua Geschäftsmodell nachhaltige Investitionskriterien. Investoren und Vermögensverwalter wählen solche ESG- oder SDG-orientierten Titel gerne aus, um für den Planeten etwas Gutes zu tun und dabei zu helfen, der Menschheit eine langfristige Existenzgrundlage zu geben.

Genug sauberes Wasser ist schließlich vielerorts selten geworden. Laut dem UN-Weltwasserbericht 2019 leiden inzwischen fast zwei Drittel der Weltbevölkerung mindestens einen Monat im Jahr unter Wasserknappheit.[4] Die Situation dürfte sich weiter verschärfen, denn die jeweils nutzbaren Süßwasserbestände des Ökosystems Erde sind auf 2,5 Prozent des globalen Wasservolumens begrenzt.[5]

Traten Versorgungsprobleme bislang in Lateinamerika, Asien und Afrika auf, so sorgt der Klimawandel nun auch in Europa und den USA für Wasserknappheit, Dürren und Ernteausfälle. Laut UNO müssten die Investitionen in der kommenden Dekade auf bis zu 114 Milliarden Dollar pro Jahr verdreifacht werden.[6] Nur dann wäre eines, der bis 2030 gesteckten UN-Wasserziele erreichbar: sauberes und erschwingliches Trinkwasser sowie Sanitäranlagen und Hygiene für alle Menschen.[7]

Die Bedeutung von Investments in Wasseraktien dürfte parallel zur weltweiten Wassernachfrage steigen.

Das Wassergeschäft ist ein breitgefächerter Wirtschaftszweig

In welche Aktien und Fonds können Anleger also investieren, um vom weltweiten Megatrend Wassermanagement zu profitieren? Derzeit setzt der globale Wassermarkt etwa 600 Mrd. Dollar pro Jahr um.[8] Die Firmen, die diesen Markt bedienen, fallen in zwei Unterkategorien. Da sind zunächst die klassischen Versorger – oft privatisierte Wasserunternehmen – die sich mittlerweile zu großen Konzernen zusammengeschlossen haben. Sie beliefern Haushalte und Industrie in Regionen oder gar ganze Ländern mit Wasser und übernehmen auch die Entsorgung und Aufbereitung von Abwasser. Sie repräsentieren etwa 35 Prozent des Sektors.[8]

Der Rest der Branche entfällt auf einen weiten Kreis an Zulieferern und Dienstleistern. Da sind etwa spezialisierte Baufirmen, die vom Staudamm bis zur Rohrnetzsanierung in Großstädten Infrastruktur errichten oder modernisieren. Dazu gehören aber auch Anlagenbauer, die von Entsalzungsanlagen, Filtrationssystemen und Bewässerungsrobotern bis hin zu Spezialventilen und Pumpsystemen alles herstellen, was man braucht, um Wasser aufzubereiten und dorthin zu bringen, wo es gebraucht wird. Überdies zählen zur Branche immer mehr Anbieter von Wasseranalytik und -monitoring, schließlich werden nutzbare Wasservorkommen zunehmend durch die intensive Landwirtschaft und ein wachsendes Müllproblem belastet.

Die gesamte Wertschöpfungskette bietet Renditechancen

„Besonders aussichtsreich erscheinen Unternehmen, die den gesamten Wertschöpfungsbereich rund um das Thema Wasser abdecken, also zum Beispiel mit Wasser versorgen aber auch Frischwasser durch Entsalzung erzeugen“, sagt Nektarios Kessidis. Wachstumschancen hätten daneben Firmen mit Technologien für den effizienten Wassereinsatz – Unternehmen etwa, mit deren Lösungen Landwirte ihre Felder ressourcenschonender bewässern können.

„Wie bei anderen Investmentthemen auch, sollten Anleger bei Wasseraktien Geduld mitbringen“, sagt der Fondsmanager. „Es kann eine Weile dauern, bis einzelne Unternehmen nachhaltig Gewinn erwirtschaften, der in Form von Rendite bei ihnen ankommt.“ Und wer das „blaue Gold“ als defensive Beimischung für ein diversifiziertes Depot nutzen will, sollte seine Investments möglichst breit streuen – also verschiedene Endmärkte, Sektoren und Regionen des weltweiten Wirtschaftssektors Wasser berücksichtigen.

Langfristige Wertentwicklungen

Index

09/15 - 09/16

09/16 - 09/17

09/17 - 09/18

09/18 - 09/19

09/19 - 09/20

S&P Global Water Index

16,7%

11,4%

1,7%

9,8%

8,2%

Die Wertentwicklungen in der Vergangenheit, simuliert oder tatsächlich realisiert, ist keine Garantie für zukünftige Ergebnisse. Quelle: Bloomberg L.P., DWS International GmbH, Stand: 30.09.2020.

Weitere Themen

09. Okt. 2024 Zinsanlagen

Green Bonds: Vom Nischen- zum Kernfinanzierungsmarkt

Der globale Markt für Green Bonds – grüne Anleihen – ist 2024 auf ein Rekordvolumen von 4,2 Milliarden US-Dollar gewachsen. Fondsmanager Bernhard Birkhäuser über die gestiegene Bedeutung von grünen Anleihen.
23. Juli 2024 Aktien

„Vorsichtig für die Märkte, optimistisch für Einzeltitel“

Andre Köttner über börsennotierte Bestattungsunternehmen und Gefängnisse, warum auch konservative Investments für ihn eine wichtige Rolle spielen, wieso es nach wie vor sinnvoll ist, zu diversifizieren, und welche Psycho-Fallen Anleger vermeiden sollten.
17. Jan. 2024 Künstliche Intelligenz

KI im Einsatz: Fünf Branchen, die schon jetzt profitieren

Die Künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant. Viele Branchen stehen vor radikalen Veränderungen. Auf diese fünf Trends sollten Anleger besonders achten.
05. Jan. 2024 Aktien

Kann Künstliche Intelligenz die Märkte beflügeln?

Der DWS Invest Artificial Intelligence investiert weltweit in KI-Unternehmen. DWS Fondsmanager Tobias Rommel über Trends und Aussichten der Branche.

Aktien

Wer seine Aktienanlage international breit streut, hat langfristig die besten Aussichten auf gute Ergebnisse. Welche Trends die Märkte bewegen, wo die Chancen am besten sind und welche Märkte man meiden sollte.
09. Mai 2023 Mischfonds

Real Assets: Wie sich Sachwerte im Portfolio bewähren können

Aktien, denen reale Vermögenswerte zugrunde liegen, können zu einer besseren Diversifikation des Portfolios beitragen und Anlegern eine attraktive Chance auf beständige Erträge bieten.
Mehr entdecken

1. Quelle: http://www.hydrologie.uni-oldenburg.de/ein-bit/12070.html#:~:text=Beim%20Z%C3%A4hneputzen%20ein%20Zahnputzglas%20verwenden,des%20Z%C3%A4hneputzens%20das%20Wasser%20abstellen.

2. Quelle: https://askdruniverse.wsu.edu/2016/04/10/drink-water-dinosaur-days/

3. Quelle: https://www.nature.com/articles/s41545-019-0039-9#

4. Quelle: https://www.unesco.de/presse/pressematerial/un-weltwasserbericht-2019-daten-und-fakten

5. Quelle: https://www.quarks.de/umwelt/faq-so-viel-wasser-gibt-es-auf-der-erde/

6. Quelle: https://www.focus.de/finanzen/boerse/wasser-gegen-den-stress_id_10544081.html

7. Quelle: https://www.focus.de/finanzen/boerse/wasser-gegen-den-stress_id_10544081.html

8. Quelle: https://www.ubs.com/microsites/investing/en/stay-on-course/2016/growth-potential-global-ater-market.html

CIO View