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- Schwellenländer – ist die Kehrtwende in Sicht?
- Nach einem schwierigen Jahr 2018 scheinen besonders die asiatischen Schwellenländer wieder auf Wachstumskurs.
- Besonders die Wirtschaftsdaten aus China lassen auf eine positive Entwicklung hoffen.
- Global gesehen bleiben Schwellenländer eine risikoreiche Anlageklasse, die bei guter Auswahl aber die Chance auf attraktive Renditen ermöglicht.
4 Minuten Lesezeit
Ohne Zweifel war das Jahr 2018 für Anleger, die in Aktien aus Schwellenländern investiert hatten, eine Enttäuschung. Die steigenden Zinsen in den USA, ein starker Dollar sowie die Angst vor neuen Zollschranken haben das Vertrauen in die aufstrebenden Volkswirtschaften beeinträchtigt.
Seit Jahresbeginn aber deutet vieles auf eine Kehrtwende hin. Vor allem das Risiko steigender Zinsen in den USA ist aus dem Fokus geraten. Insbesondere im asiatischen Raum erholten sich in den letzten Monaten darüber hinaus auch die Wachstumserwartungen. Selbst bei den Handelsstreitigkeiten zwischen China und den USA schien sich bis vor kurzem eine Entspannung anzudeuten. Hier hat sich das Bild nach den jüngsten Äußerungen von US-Präsident Donald Trump allerdings wieder eingetrübt.
Die globale Wirtschaft könnte sich langsam von ihrem Stimmungseinbruch erholen.
Asiens Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs
Schon im Januar deuteten Frühindikatoren auf deutliche Erholung der weltweiten Exporte hin, die ein guter Indikator für den Zustand des Welthandels sind. Dies und die robuste Inlandsnachfrage in den asiatischen Ländern stützen die Hoffnung, dass sich die globale Wirtschaft so langsam von dem Stimmungseinbruch zum Ende des vergangenen Jahres erholt.
Auch die Zahlen des Einkaufsmanagerindex des produzierenden Gewerbes weisen auf eine Erholung hin. Für den Einkaufsmanagerindex werden die wichtigsten Industrieunternehmen des jeweiligen Landes zur Wirtschafts- und Auftragslage befragt. In China konnte der Index im verarbeitenden Gewerbe im April das hohe Niveau fast verteidigen, nachdem er im März den stärksten Anstieg im Vergleich zum Vormonat seit 2012 verzeichnet hatte. Auch in Taiwan oder Südkorea blickt die Branche optimistisch in die Zukunft. Lediglich in Indien gingen die Zahlen zurück, allerdings ausgehend von einem hohen Niveau.
Chinas Wirtschaft auf Erholungskurs
Stichwort China: Wohl kaum ein Land kann so schnell und konzentriert auf Wachstumseintrübungen reagieren wie das Reich der Mitte. Nach der starken Unsicherheit im vergangenen Jahr hat die Regierung ein umfassendes Konjunkturprogramm gestartet. Vor allem die Konsumnachfrage soll zur Stärkung der Wirtschaft angekurbelt werden – im Unterschied zu früheren Jahren, als China vor allem auf den Export setzte. Erste Erfolge zeigen sich bereits: Der heimische Aktienindex CSI 300 hat seit Jahresbeginn um rund 30 Prozent zugelegt. In den kommenden Monaten sollten weitere Effekte zu spüren sein, da zum Beispiel Unternehmen seit Anfang Mai geringere Sozialbeiträge zahlen müssen und im April die Mehrwertsteuer gesenkt wurde.
Neben China dürften auch andere asiatische Länder von positiven Einflüssen profitieren. So könnten die anstehenden Wahlen in Indien und das bereits vorliegende Wahlergebnis in Indonesien neue Impulse für die Wirtschaft setzen. Auch in Südkorea hat die Regierung Steuererleichterungen und Konjunkturprogramme veranlasst, um den Konsum anzukurbeln.
Brasilien, Argentinien oder Venezuela -
die Lage in Politik und Wirtschaft bleibt weiter chaotisch.
Nicht alle Schwellenländer schauen positiv in die Zukunft
Im Vergleich zum asiatischen Raum stehen dagegen in Lateinamerika die Risiken im Fokus. So droht beispielsweise in Brasilien Ernüchterung. Der Markt preist seit dem Antritt der neuen Regierung im Oktober zwar Reformerfolge ein. Doch es scheint, als könnten die Erwartungen enttäuscht werden und das Wirtschaftswachstum hinter den Prognosen zurückbleiben. In Argentinien droht schon deutlich vor den anstehenden Wahlen im Oktober die Wirtschaftskrise zu eskalieren, und in Venezuela bleibt die politische und wirtschaftliche Lage weiter chaotisch.
Das Gesamtbild zählt
Im Großen und Ganzen dürften die Märkte der Schwellenländer somit volatil bleiben. Anstatt also alle Schwellenländer über einen Kamm zu scheren, sollten Anleger die einzelnen Regionen besser differenziert betrachten.
Eines indes scheint die Vergangenheit gezeigt zu haben: Durchhaltevermögen sollte sich langfristig lohnen. Länder wie China, Indien oder Indonesien befinden sich seit Jahren auf einem stabilen Wachstumskurs. Der zunehmende Wohlstand in vielen Schwellenländern kurbelt zudem die Binnennachfrage an und reduziert so die Abhängigkeit von den Exportmärkten weiter. Politische Reformen, große Infrastrukturprojekte und der schnelle technologische Fortschritt, insbesondere in vielen asiatischen Ländern, wirken zusätzlich positiv.
Vor diesem Hintergrund und den seit kurzem wieder erstarkenden Wirtschaftsdaten könnte ein breit gestreutes Engagement zur besseren Diversifikation im Portfolio beitragen. Engagements in die asiatischen Märkte könnten darüber hinaus auch von der erwarteten kurzfristigen zyklischen Erholung profitieren.