- Um den Klimawandel und den damit verbundenen Temperaturanstieg zu bremsen, ist ein Abschied von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Erdgas unumgänglich.
- Wasserstoff kann die Lücke füllen, erfordert aber den Aufbau einer komplett neuen Infrastruktur. Viele Staaten treiben die Entwicklung mit Milliardeninvestitionen voran.
- Auch an der Börse gewinnt das Thema an Bedeutung. Weil die Einzelaktien stark schwanken und sich viele Firmen erst noch bewähren müssen, ist eine breite Streuung ratsam.
Laut Prognosen des Hydrogen Council könnte Wasserstoff bis 2050 etwa ein Fünftel des weltweiten Energiebedarfs decken.
Die Wissenschaftler im Weltklimarat sind sich einig: Will die Menschheit die Erderwärmung und damit den Klimawandel bremsen, muss die Menschheit so schnell wie möglich den Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlendioxid (CO2) verringern. Allen voran also die Nutzung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas einschränken, was unter dem Stichwort Dekarbonisierung der Wirtschaft läuft. Auf dem Weg dahin spielt neben den erneuerbaren Energien aus Sonne, Wind und Erdwärme der Wasserstoff eine zentrale Rolle.
Vielfältige Einsatzmöglichkeiten
Wasserstoff könnte nicht nur Benzin und Diesel als Treibstoff im Straßenverkehr ersetzen, sondern auch bei Schiffen oder Flugzeugen zum Einsatz kommen. Mit Wasserstoff könnten wir eines Tages unsere Häuser heizen oder ihn dazu nutzen, überschüssigen Strom aus Solar- und Windkraftanlagen zu speichern. Und schließlich gibt es auch Überlegungen, Wasserstoff bei industriellen Prozessen einzusetzen und ihn etwa statt Koks bei der Stahlherstellung zu verwenden. Bis 2050 könnte Wasserstoff fast ein Fünftel des weltweiten Energiebedarfs decken,[1] ist der Hydrogen Council überzeugt. In diesem Gremium haben sich weltweit Unternehmen zusammengeschlossen, um die Nutzung von Wasserstoff voranzutreiben.
Kein Wunder, dass die Börse das Thema entdeckt hat. Firmen, die Brennstoffzellen, Elektrolyseanlagen oder den Wasserstoff selbst herstellen, stehen im Rampenlicht. Zusätzlicher Schub kommt aus der Politik, die in vielen Ländern die Entwicklung hin zu einer Wasserstoffwirtschaft vorantreibt. So hat etwa Deutschland Anfang Juni eine nationale Wasserstoffstrategie verabschiedet und will den Energieträger mit Fördermitteln in Höhe von insgesamt neun Milliarden Euro marktfähig machen.[2]
Die Europäische Union wiederum hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 Produktionsmöglichkeiten für bis zu zehn Millionen Tonnen[3] sogenannten grünen Wasserstoff zu schaffen. Denn bislang stammt praktisch die Gesamtheit der rund 70 Millionen[4] Tonnen Wasserstoff, die weltweit jedes Jahr produziert werden, aus Gas oder Kohle. Dieser „graue“ Wasserstoff ist somit alles andere als klimafreundlich. Ganz anders der grüne Wasserstoff, der mit Hilfe von Strom via Elektrolyse aus Wasser gewonnen wird. Das Wasser wird dabei in seine beiden Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff aufgespalten - ganz ohne CO2-Emissionen, sofern der Strom aus Windanlagen oder Sonnenkollektoren stammt.
Wie bei Strom aus erneuerbaren Quellen dürften auch die Kosten für die Produktion von Wasserstoff in den kommenden Jahren rapide sinken.
Die Gretchenfrage lautet: Zu welchen Kosten ist Wasserstoff künftig verfügbar? Damit sich der bislang teure grüne Wasserstoff als alternativer Energieträger etablieren kann, müssen die Kosten deutlich sinken. Hier kommen zwei positive Entwicklungen zum Tragen: Zum einen ist Strom aus erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahren erheblich günstiger geworden, was die Elektrolyse verbilligt. Zum anderen sind die elektrolytischen Anlagen inzwischen so weit ausgereift, dass sie wesentlich effizienter als noch vor Jahren arbeiten. Die Kosten für die Elektrolyseure - so nennt man die Geräte zur Zerlegung von Wasser in die Grundkomponenten Wasserstoff und Sauerstoff – selbst sind in den vergangenen zehn Jahren um 60 Prozent gesunken und dürften sich nach Prognosen der EU bis 2030 noch einmal halbieren.[5]
Anlagemöglichkeiten breit gestreut
Wer als Anleger auf den Megatrend Wasserstoff setzen will, hat die Qual der Wahl entlang der Wertschöpfungskette. Die beginnt bei den Produzenten von grünem Wasserstoff und den dafür nötigen Anlagenbauern, geht weiter über die Anbieter von Infrastruktur wie Pipelines, Tankstellen oder Speicher und reicht bis hin zu Herstellern von Brennstoffzellen oder Lösungen zur Energieversorgung wie grünen Kraftstoffen.
„Wie immer bei Produkten oder Technologien, die noch vor dem Marktdurchbruch stehen, liegen Chancen und Risiken eines Investments nah zusammen“, erläutert Tim Bachmann, Fondsmanager des DWS Invest ESG Climate Tech. Der Fonds investiert weltweit in Unternehmen, die mit ihren Lösungen dazu beitragen, den Klimawandel zu bremsen oder dessen Auswirkungen abzumildern. Dazu zählt auch der Bereich Wasserstoff. Bachmann rät, Wasserstoff-Aktien aufgrund der hohen Schwankungsbreite nur als Beimischung in einem breit diversifizierten Portfolio zu nutzen.
Know-how von Experten nutzen
Der Wille und die finanziellen Mittel sind also vorhanden, um Wasserstoff in den Bereichen Mobilität, Energie und Industrie zum Durchbruch zu verhelfen. Jetzt müssen die Investitionen nur noch Früchte tragen. Die Möglichkeiten für Anleger, an diesem Zukunftsmarkt teilzuhaben, sind genauso vielfältig wie die Anwendungsgebiete für den grünen Energieträger. Die Gewinner von morgen aufzuspüren, bleibt allerdings eine große Herausforderung. Hier kann helfen, das Know-how von Experten zu nutzen und nicht alles auf eine Karte zu setzen.
Die Kurse von Aktien aus dem Wasserstoffsegment schwanken stark. Die Wahl aussichtsreicher Einzeltitel bleibt eine Herausforderung.