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- Kleine Aktien, große Chancen
- Europäische Nebenwerte haben sich in den vergangenen 20 Jahren deutlich besser entwickelt als Aktien von Großkonzernen.
- Das Risiko von Nebenwerten ist nicht höher als das von großen Standardwerten.
- In der zweiten Reihe finden sich Nischenanbieter mit hohen Markteintrittsbarrieren und ausgezeichneter Wettbewerbsposition.
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Der STOXX Europe 600 bildet die Wertentwicklung von 600 Aktien aus 18 europäischen Ländern ab.
Bei der Auswahl der richtigen Aktientitel orientieren sich noch immer viele Investoren an der Devise: „Big is beautiful“. Gerade in den Depots vieler Privatanleger tummeln sich oft vornehmlich die großen Standardwerte: Unternehmen aus dem Dax 30, dem Euro Stoxx 50 oder dem amerikanischen Dow-Jones-Index bestimmen das Bild. Kein Wunder – sind es doch vor allem diese Unternehmen, über die regelmäßig in den Medien berichtet wird.
Doch es kann sich lohnen, über den Tellerrand hinaus zu sehen. Abseits des Mainstreams finden sich viele Unternehmen, die für Anleger interessant sein können. In Deutschland werden solche Firmen in den Nebenwerte-Indizes MDax und SDax abgebildet. Auf Europa bezogen, findet sich die zweite und dritte Aktienliga im STOXX Europe Mid 200 und dem STOXX Europe Small 200 wieder. Die Indizes bilden jeweils die 200 mittleren und kleinsten Unternehmen des umfassenden STOXX Europe 600 ab.
Nebenwerte konnten in den letzten 20 Jahren Standardwerte hinter sich lassen
Ein langfristiger Renditevergleich macht das Potenzial von Nebenwerten deutlich. So übertraf etwa die Wertentwicklung des STOXX Europe Mid 200 die der großen Unternehmen über einen Zeitraum von 20 Jahren um 146 Prozentpunkte. Noch besser schnitten die kleinen europäischen Aktien aus dem STOXX Europe Small 200-Index ab, die die großen Werte um 167 Prozentpunkte hinter sich ließen.
Wertentwicklung der letzten 12 Monatsperioden
STOXX EUROPE SMALL 200 - Net Return Index | STOXX EUROPE MID 200 - Net Return Index | STOXX EUROPE LARGE 200 - Net Return Index | |
05.2014 - 05.2015 | 19,5% | 22,3% | 19,5% |
05.2015 - 05.2016 | -6% | -4,4% | -11,4% |
05.2016 - 05.2017 | 17,2% | 17,3% | 15,7% |
05.2017 - 05.2018 | 6,7% | 7,9% | -0,1% |
05.2018 - 05.2019 | -4,5% | -5,6% | 1,3% |
Die Risiken von Nebenwerten werden überschätzt
Bemerkenswert ist dabei, dass dieses Ergebnis häufig auch noch mit einem leicht geringeren Risiko verbunden sein kann. So betrug die durchschnittliche Schwankungsbreite – die Volatilität – über einen Zeitraum von 30 Tagen seit dem Jahr 2000 beim Nebenwerteindex STOXX Europe Small Caps 16,1, bei den großen Werten des STOXX Europe Large 200 hingegen 17,5[1]. „Die weit verbreitete Befürchtung, dass sich Anleger mit kleineren Aktien zugleich mehr Risiko ins Depot legen, ist also unbegründet“, fasst Philipp Schweneke, Head of European Small/Mid Caps bei der DWS, zusammen. „Bedingung ist aber, dass Anleger nicht alles auf eine Karte setzen, sondern ihr Risiko breit streuen, indem sie zum Beispiel in Fonds investieren“, sagt Schweneke.
Womit kleine Unternehmen punkten können
Für den Renditeerfolg der kleinen gegenüber größeren Unternehmen gibt es gute Gründe. So finden sich unter den Nebenwerten viele hochspezialisierte Nischenanbieter, die zwar in der Öffentlichkeit kaum bekannt, dafür aber auf ihrem Markt außerordentlich erfolgreich sind. Solche Unternehmen, die häufig auch als ‚Hidden Champions‘ bezeichnet werden, haben über viele Jahre in ihrem Segment eine marktbeherrschende Stellung erarbeitet, die sie immer weiter ausbauen. Viele verfügen über eine überlegene, durch Patente gut geschützte Technologie, eine sehr bekannte Marke oder einen Service, der schwer kopierbar ist. „Für neue Wettbewerber ist es außerordentlich schwierig, auf einem solchen Markt Fuß zu fassen und das etablierte Unternehmen unter Druck zu setzen“, erklärt Schweneke. Beste Voraussetzungen also für profitables Wachstum und damit eine gute Entwicklung an der Börse.
Ein weiterer Grund für die langfristig meist bessere Entwicklung kleiner und mittelgroßer Unternehmen in der Vergangenheit liegt in der besseren Steuerbarkeit. „Größerer Einfluss des Managements und eine bessere Corporate-Governance-Struktur sollten sich langfristig positiv auf die Unternehmensentwicklung auswirken“, konstatiert Schweneke.
Europäische Nebenwerte weisen ein ähnliches Risikoprofil auf wie die großen Standardwerte.
Fast drei Viertel der europäischen Nebenwerte werden von höchstens fünf Analysten beobachtet, mehr als 20 Prozent davon von keinem einzigen.
Auf der Suche nach unterbewerteten Aktien
Wie aber findet man in der Vielzahl der Unternehmen die richtigen Titel? Schweneke, der unter anderem den DWS European Opportunities managt, setzt auf gründliche Unternehmensanalysen und eine intensive Beobachtung der Märkte. „Nebenwerte werden von viel weniger Analysten beobachtet als große Konzerne[2]. Dadurch steigen für Spezialisten die Chancen, auf unterbewertete Titel zu stoßen.“
Das achtköpfige Nebenwerteteam der DWS belässt es bei der Analyse meistens nicht beim Studium von Geschäftszahlen, sondern nimmt die Unternehmen persönlich in Augenschein. „Bei unseren Diskussionen mit dem Management erhalten wir oft wichtiges Hintergrundwissen und können uns zudem ein Bild von der Qualität der Führungsmannschaft machen“, sagt Schweneke.
Darüber hinaus untersuchen die Fondsmanager den Markt gezielt nach Unternehmen, die als Übernahmekandidaten in Frage kommen könnten. Auch das treibt in der Regel die Wertentwicklung einer Firma an der Börse. Doch auch wenn neue Unternehmen an die Börse gebracht werden, können sich für die Anlageprofis Chancen auf außerordentliche Wertsteigerungen ergeben.
Was für Nebenwerte-Fonds spricht
Laut Schweneke ist das Potenzial von Europas Nebenwerten noch nicht ausgereizt. „Viele Anleger haben Europas Small und Mid Caps derzeit nicht auf dem Zettel, obwohl sie rund 80 Prozent des europäischen Aktienmarktes ausmachen. Zudem glauben wir an das Erholungspotenzial der europäischen Wirtschaft, die zuletzt gegenüber den USA etwas an Boden verloren hat.“
Zwar ist es angesichts der großen Auswahl an Unternehmen in Europa nicht so einfach, den Überblick zu behalten. Mittels Fonds haben aber auch Privatanleger die Möglichkeit, von den Chancen, die Europas Nebenwerte bieten, zu profitieren.