04. Jun 2019 Aktien

Der Weg zum „künstlich intelligenten“ Portfolio

Künstliche Intelligenz sollte die Wirtschaftsleistung vieler Unternehmen steigern. Anleger können über Aktien und Fonds in das Trendthema investieren.

  • Anleger entdecken Künstliche Intelligenz (KI) zunehmend als Investmentchance. Die Technologie dürfte die Gesellschaft stärker verändern als die industrielle Revolution.
  • Deutschlands jährliche Wirtschaftsleistung sollte aufgrund von KI bis zum Jahr 2030 um rund 430 Milliarden Euro steigen.
  • Für ein „künstlich intelligentes Portfolio“ kommen Unternehmen aus zahlreichen Branchen in Frage. Spezielle Fonds erleichtern Anlegern die Analyse und Auswahl.
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Künstliche Intelligenz ist nicht länger Science-Fiction – sie hat unseren Alltag erreicht.

„Alexa, zeige mir einen Liebesfilm – dieser Science-Fiction ist mir zu nahe an der Realität.“ Tatsächlich ist Künstliche Intelligenz (KI) im Alltag längst keine Zukunftsmusik mehr – siehe etwa die Verwendung der Technologie im Assistenz-Lautsprecher Alexa. Doch welches wirtschaftliche Potenzial steckt hinter der Technologie und wie können Anleger in sie investieren?

KI basiert auf lernenden Software-Algorithmen, die große Mengen von Daten analysieren, darin Informationsmuster erkennen und auf dieser Basis komplexe Entscheidungen treffen. Haushaltsdienste, die über Spracherkennung funktionieren, wie etwa bei Alexa, verdeutlichen die Funktionsweise. Im Alltag begegnet uns Künstliche Intelligenz zum Beispiel auch bei Fitness-Apps, die Körperdaten auswerten und so einen maßgeschneiderten Trainingsplan erstellen oder Autopiloten in Fahrzeugen, die sich an die Fahrweise einer bestimmten Person anpassen. Darüber hinaus werden medizinische Anwendungen eingesetzt, bei denen KI etwa Diagnosen stellt.

Künstliche Intelligenz sollte unsere Gesellschaft stärker verändern als die industrielle Revolution

Auch wenn viele Menschen bereits KI-Anwendungen nutzen, stehen manche dem Trend noch skeptisch gegenüber. Sie finden autonom fahrende Autos und Kühlschränke, die kommunizieren, unheimlich. Aufgeschlossen zeigen sich angesichts des wirtschaftlichen Potenzials von Künstlicher Intelligenz Anleger, die darin eine Investmentchance sehen.

So erwarten etwa die Experten der Unternehmensberatung McKinsey, dass Künstliche Intelligenz unsere Gesellschaft „zehnmal schneller und 3000-mal stärker“ verändern wird als die industrielle Revolution[1]. Die Beratungsgesellschaft PWC nennt konkrete Zahlen. Sie schätzt, dass Deutschlands jährliche Wirtschaftsleistung, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, bis zum Jahr 2030 durch den Einsatz von KI um rund 430 Milliarden Euro steigen wird[2]. Das Argument: KI dürfte viele Unternehmen produktiver, schneller, kreativer und flexibler machen und ihnen dadurch helfen, Kosten zu senken. Laut PWC sollten insbesondere die Gesundheits- und Automobilbranche von der Technologie profitieren.

Künstliche Intelligenz könnte laut einer PwC-Studie die Wirtschaftsleistung Deutschlands bis zum Jahr 2030 um rund 430 Milliarden Euro steigern.

"Daten sind das neue Öl."

Meglena Schtilijanowa Kuneva, ehemalige EU-Politikerin aus Bulgarien

Viele Unternehmen kommen in Frage für ein „künstlich intelligentes Portfolio“

Doch wie finden Anleger die aussichtsreichsten Aktien für ein „KI- Portfolio“? Die Auswahl und Analyse solcher Titel ist anspruchsvoller als es auf den ersten Blick scheint. Zum einen, weil sich die Investitionsmöglichkeiten über den gesamten Globus verteilen. Zum anderen, weil nicht nur die Entwickler von KI-Software mit der smarten Technologie Geld verdienen, sondern eben auch Firmen aus allen möglichen Branchen, die mit KI-Anwendungen neue Geschäftsmodelle entwickeln oder damit alte erweitern und wirtschaftlichen Erfolg haben.

So gehören in ein diversifiziertes Portfolio zum Beispiel Dienstleister, die sich auf das Sammeln und Auswerten von Daten spezialisiert haben. Digitale Daten sind schließlich der Rohstoff, aus dem die intelligenten Algorithmen ihre Erkenntnisse ziehen. Die Aussage „Daten sind das neue Öl“[3] kommt also nicht von ungefähr. Beispiele für solche Firmen sind Betreiber sozialer Netzwerke, Onlinemarktplätze und Anbieter von Suchmaschinen.

Darüber hinaus könnten bestimmte Hardware-Hersteller interessant sein – etwa Chip-Produzenten, deren Prozessoren die enormen Datenmengen bewältigen können, die KI-Anwendungen mit sich bringen. Auch Hersteller von Speichermedien dürften Renditepotenzial bieten. Ähnlich, wie die Betreiber von Cloud-Diensten, welche die Verwaltung und Analyse großer Datenmengen in externen Rechenzentren übernehmen. Letztlich lohnt sich für Anleger aber auch der Blick auf alle Produzenten, die Fahrzeuge, Maschinen, Haushaltsgeräte oder ganze Fabriken bauen, die stark datengetrieben sind und etwa in der Steuerungstechnik KI einsetzen.

Da mit dem Einsatz von KI und Big Data [4] auch das Bedürfnis nach Cybersecurity wächst, also nach Maßnahmen, die Angriffe von Hackern oder anderweitig verursachte IT-Schäden absichern, sollten Anleger unbedingt auch einen Blick auf Unternehmen aus den Bereichen Datenschutz und Netzsicherheit werfen. Dort könnte es ebenfalls lohnende Investments geben.

Um Anlegern die aufwändige Analyse und Auswahl zu erleichtern, bieten Vermögensverwalter börsennotierte Indexfonds[5] sowie aktiv gemanagte Fonds zum Thema Künstliche Intelligenz an. Laut Frederic Fayolle und Tobias Rommel, Manager des Fonds DWS Invest Artificial Intelligence, sollten KI-Investoren in jedem Fall einen langen Atem mitbringen. „Nicht alle KI-Projekte werden die Ertragserwartung von Investoren kontinuierlich erfüllen können“, so die Experten. „Anleger, die in einen Megatrend investieren, müssen auch einmal mit zeitweiligen Kurseinbrüchen rechnen.“ Das ändere jedoch nichts am grundsätzlichen Renditepotenzial solcher Investments.

Die Investitionsmöglichkeiten sind ergiebiger als es scheint. Privatanleger können über Aktien und spezielle Fonds in Künstliche Intelligenz investieren.

Mehr entdecken

1. https://www.mckinsey.com/business-functions/strategy-and-corporate-finance/our-insights/the-four-global-forces-breaking-all-the-trends

2. https://www.pwc.de/de/business-analytics/sizing-the-price-final-juni-2018.pdf

3. Mit diesen Worten beschrieb die damalige EU-Kommissarin für Verbraucherschutz, Meglena Schtilijanowa Kuneva, im Jahr 2009 die Bedeutung von Daten für die Weltwirtschaft. https://archiv.wirtschaftsdienst.eu/downloads/getfile.php?id=3983

4. Big Data = Technologien zur Verarbeitung und Auswertung riesiger Datenmengen

5. Auf Englisch „Exchange Traded Funds“ (ETF)

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