30. Apr. 2019 Aktien

Fünf Dinge, die Anleger über Dividenden wissen sollten

Dividendenaktien können ein wesentlicher Treiber des langfristigen Anlageerfolgs sein. Doch bei der Auswahl der richtigen Titel sollten Anleger einiges beachten.

  • Dividenden leisten neben Kurssteigerungen einen wesentlichen Beitrag zur Wertentwicklung von Aktien – dennoch wird ihr langfristiger Effekt häufig unterschätzt.
  • Insbesondere in Zeiten stark schwankender Kurse können Dividendentitel dem Depot Stabilität verleihen, zeigen Studien.
  • Eine hohe Dividendenrendite kann aber auch ein Zeichen von Schwäche sein, etwa nach einem Kursrutsch. Anleger sollten sich bei der Aktienauswahl deshalb niemals auf eine einzige Kennzahl verlassen.
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Dividenden haben in den vergangenen zehn Jahren wesentlich zur Wertsteigerung des Dax beigetragen.

Die Jagd auf die Dividenden ist eröffnet: Laut einer Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) wollen deutsche Unternehmen in diesem Jahr mehr als 57 Milliarden Euro an ihre Aktionäre ausschütten. Das entspricht einem Zuwachs von 6,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie das Manager Magazin schreibt[1]. Doch was sollten Aktionäre bei der Auswahl von Dividendentiteln berücksichtigen? Und welche Rolle spielen sie für den langfristigen Anlageerfolg? Fünf wichtige Punkte im Überblick.

1. Dividenden können ein wesentlicher Treiber des langfristigen Anlageerfolgs sein

Die langfristigen Auswirkungen von Dividenden auf den Anlageerfolg werden häufig unterschätzt. Wie groß der Einfluss der Ausschüttungen auf die Wertentwicklung sein kann, macht ein Blick auf den deutschen Leitindex Dax deutlich.

Üblicherweise wird der Dax als Performanceindex abgebildet. Dabei wird angenommen, dass die Dividenden, die die Unternehmen an ihre Anteilseigner ausschütten, nicht abgezogen, sondern gleich in neue Aktien reinvestiert werden. Der Dax zeigt also die Wertentwicklung der 30 wichtigsten Unternehmen einschließlich der Summen, die diese Jahr für Jahr an ihre Anteilseigner als Dividende ausgeschüttet haben.

Wird zur Berechnung des Index dagegen nur die reine Kursentwicklung herangezogen, ergibt sich ein anderes Bild. So war die Wertsteigerung des sogenannten Dax-Kursindex über die vergangenen zehn Jahre nur rund halb so hoch wie die des Performanceindex. Das zeigt: Zur insgesamt positiven Wertentwicklung des Dax in der letzten Dekade haben nicht nur Kurssteigerungen, sondern in erheblichem Maße auch Dividenden beigetragen.

Grund dafür ist der Zinseszinseffekt. Dividenden, die wieder angelegt werden, tragen in den folgenden Jahren zusätzlich zur Wertsteigerung des Depots bei. Und je länger ein Investor diese Strategie verfolgt, desto größer kann die Wertsteigerung ausfallen.

2. Dividendentitel können dem Depot in unsicheren Zeiten Stabilität verleihen

Darüber hinaus zeigen Studien, dass Unternehmen, die seit vielen Jahren konstante oder steigende Dividenden ausschütten, dem Depot bei schwankenden Kursen Stabilität verleihen können. Ihre Aktien sind vergleichsweise weniger volatil und scheinen konjunkturell herausfordernde Zeiten besser zu meistern.

Laut Thomas Schüßler, Co-Aktienchef bei der DWS, verwundert es deshalb nicht, dass dividendenstarke Aktien seit der Marktkorrektur ab Anfang Oktober 2018 wieder stärker in den Fokus der Anleger gerückt sind. Thomas Schüßler steuert den 19 Milliarden Euro schweren Publikumsliebling DWS Top Dividende und ist überzeugt, dass Dividendenwerte in einem unsicheren Umfeld eine wichtige Rolle im Depot einnehmen sollten. „Konservativ gemanagte Dividendenfonds können Verluste in einer Marktkorrektur teilweise abfedern und so die Nerven der Anleger in schwankungsintensiven Marktphasen schonen“, so Thomas Schüßler.

Aktien, die seit vielen Jahren mit konstanten oder steigenden Dividenden verknüpft sind, können dem Depot in unsicheren Zeiten Stabilität verleihen.

Dividendenaktien können Anlegern im Niedrigzinsumfeld eine Chance eröffnen – sind aber nicht mit den als vergleichsweise sicher geltenden Anleihen gleichzusetzen.

3. Dividenden sind nicht der neue Zins – aber eine Alternative im Niedrigzinsumfeld

Dividenden werden gelegentlich als der „neue Zins“ bezeichnet. Tatsächlich klingen Dividendenrenditen von zwei Prozent oder mehr auf den ersten Blick verlockend – im Vergleich zu den Zinsen, die sich derzeit am Geldmarkt oder auch mit soliden Anleihen erwirtschaften lassen. „Der Vergleich hinkt jedoch“, sagt DWS-Aktienexperte Thomas Schüßler: „Zwar können Dividendenaktien einen Beitrag leisten, dem Niedrigzinsumfeld zu begegnen – sie sind aber nicht mit Anleihen gleichzusetzen. Anleger müssen das verbleibende Kursrisiko in ihrer Kalkulation berücksichtigen.“

Der Grund ist einfach: Wer Anleihen kauft, überlässt dem ausgebenden Unternehmen oder dem Staat zeitlich befristet Fremdkapital. Er erhält dafür regelmäßige Zinszahlungen und wird nicht an Gewinnen und Verlusten beteiligt. Wer dagegen Aktien eines Unternehmens kauft, stellt ihm Eigenkapital zur Verfügung – wird also zum Anteilseigner. Der Anleger profitiert damit in guten Zeiten von Gewinnen, trägt aber auch Verluste mit, wenn das Unternehmen in wirtschaftliche Schieflage gerät.

„Dividenden können eine attraktive Einkommensquelle sein. Wer in diesen Zeiten eine auskömmliche Rendite erzielen möchte, kommt um ein gewisses Risiko einfach nicht herum“, so das Fazit von Thomas Schüßler.

4. Eine fundierte Analyse ist bei der Auswahl von Dividendentiteln unerlässlich

Eine hohe Dividendenrendite klingt erst mal verlockend – sollte aber nie das alleinige Auswahlkriterium eines Anlegers sein. Die Dividendenrendite ergibt sich aus der Dividende je Aktie, geteilt durch den Aktienkurs und multipliziert mit 100. Das zeigt: Ein hoher Wert muss nicht zwangsläufig eine stärkere Beteiligung der Aktionäre am Bilanzgewinn (höhere Dividende) bedeuten – er kann auch das Ergebnis eines Kurseinbruchs sein.

Deshalb sollten Aktionäre weitere Kennzahlen berücksichtigen und die gesamte wirtschaftliche Situation des Unternehmens zu beurteilen versuchen. Zu einer fundierten Analyse zählt etwa auch die Frage, woraus die Dividende finanziert wird. Wichtig ist, dass sie durch die Gewinne des Unternehmens mehr als gedeckt wird, um noch genügend Kapital für mögliche (Re-)Investitionen zur Verfügung zu haben. Zudem sollte die Dividende über die Zeit wachsen: Denn nur ein fundamental gut aufgestelltes Unternehmen ist in der Lage, langfristig seine Dividende zu zahlen und diese auch nachhaltig zu steigern.

Anleger sollten bei der Auswahl von Aktien nicht nur auf die Dividendenrendite achten, sondern weitere Kennzahlen berücksichtigen.

5. Aktien gleichen den Dividendenabschlag in der Regel relativ schnell aus

Damit ein Anleger bei deutschen Unternehmen dividendenberechtigt ist, muss er die entsprechende Aktie spätestens am Tag der Hauptversammlung kaufen. Ihr Kurs wird am sogenannten „ex-Dividendentag“ um die gezahlte Dividende bereinigt. Folglich reduzieren sich der Barbestand und der Wert des Unternehmens um den ausgeschütteten Betrag. Ausgeschüttet wird die Dividende manchmal erst einige Tage später, spätestens jedoch am dritten auf den Hauptversammlungsbeschluss folgenden Geschäftstag.

Aktien holen den Dividendenabschlag oft relativ zügig wieder auf – eine Garantie dafür gibt es aber nicht. Ein Blick in die Historie zeigt, dass Aktien aus dem Dax die Lücke durchschnittlich in zwei Handelsmonaten schließen. Vor allem trendstarke Titel – also Aktien, deren Wert sich in der Vergangenheit besonders positiv entwickelte, haben Dividendenabschläge historisch betrachtet vergleichsweise schnell kompensiert. Anleger, die das bestehende Kursrisiko minimieren wollen, sollten ihr Depot über mehrere Werte breit streuen.

Um das Portfolio weiter zu diversifizieren, kann sich auch ein Blick über den deutschen Tellerrand lohnen. US-Aktiengesellschaften zahlen ihren Anteilseignern zum Beispiel nicht einmal im Jahr, sondern vierteljährlich Dividenden. Das kann Anlegern auch im Sommer, Herbst und Winter die Chance auf attraktive regelmäßige Erträge bieten.

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1. https://www.manager-magazin.de/finanzen/artikel/dividenden-boomen-allianz-zahlt-am-meisten-aus-a-1262166.html

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