- Green Bonds sind Anleihen, über deren Emissionserlöse Institutionen umweltfreundliche Vorhaben finanzieren.
- Aber nicht jede grüne Anleihe hält, was der Name verspricht.
- Eine dezidierte Analyse ermöglicht es Anlegern zu erkennen, ob die Emissionserlöse eines Green Bonds tatsächlich in Projekte fließen, die den gewünschten ökologischen Nutzen stiften.
Windräder, Solaranlagen oder Projekte der Elektromobilität – mit den Emissionserlösen „grüner“ Anleihen können solche Vorhaben finanziert werden. Allein in Deutschland kamen in der ersten Jahreshälfte Green Bonds mit einem Volumen von 5,2 Milliarden Euro auf den Markt. Damit stehen die Chancen gut, dass das Gesamtvolumen aus dem Vorjahr von 6,6 Milliarden Euro bis Jahresende noch übertroffen wird.[1]
Inzwischen prüft sogar die deutsche Regierung, wie eine grüne Bundesanleihe aussehen könnte, die nachhaltige Projekte finanzieren soll. Das dürfte dem aufstrebenden Kapitalmarktsegment noch zusätzlichen Rückenwind verleihen.
Als Emittenten[2] von Green Bonds kommen ganz unterschiedliche Institutionen in Frage. Öffentliche und supranationale Institutionen gehören genauso dazu wie Förderbanken und Geschäftsbanken.
Aber auch Unternehmen können sich über diese noch vergleichsweise junge Anleiheklasse finanzieren, etwa, indem sie die Emissionserlöse nutzen, um ihre Bürogebäude energieeffiziernter zu gestalten oder ihren Energieverbrauch ganz oder teilweise auf erneuerbare Energien umzustellen. Wer eine grüne Anleihe begibt, muss nicht unbedingt überwiegend im ökologischen Bereich tätig sein. „Entscheidend ist vielmehr, dass das jeweilige Projekt, das finanziert werden soll, grünen Anforderungen entspricht“, erklärt Christof Breuer, der den Fonds DWS Invest Green Bonds managt.
Kritische Analysen können schwarze Schafe aussortieren
Der Boom hat allerdings auch eine Schattenseite wie der Fondsmanager weiß: „Die Bezeichnung ‚grüne Anleihe‘ oder ‚Green Bond‘ ist rechtlich nicht geschützt. Das heißt, dass theoretisch jeder, der es will, seinen Anleihen einen grünen Anstrich verpassen kann.“ Deshalb sei für Investoren eine kritische Analyse wichtig, um schwarze Schafe herauszufiltern.
„Dafür nehmen wir bei der DWS jede einzelne Grüne Anleihe genau unter die Lupe“, sagt Christof Breuer. „Teil unserer Analyse ist die Einhaltung der ‘Green Bond Principles‘“. Dabei handelt es sich um freiwillige Leitlinien, die die International Capital Market Asscociation (ICMA) publiziert, um damit Mindeststandards an Transparenz, Offenlegung und Berichterstattung im Green-Bond-Markt zu fördern. „Wer etwa als Emittent nicht bereit ist, detailliert über sein Projekt zu berichten, erfüllt nicht unsere Green-Bond-Standards“, sagt der DWS-Experte. „Dann hat er auch nichts in unserem Portfolio verloren.“
Auch die Europäische Union führt einen Standard für grüne Anleihen ein. Er soll im Wesentlichen zulässige Projektkategorien sowie Mindestanforderungen an Reporting und Transparenz definieren.
Neben dem Projektzweck prüfen Christof Breuer und sein Team auch den Emittenten der Anleihe. „Letztendlich unterstützt ihn ja unsere Investition indirekt – also nicht nur das grüne Vorhaben“, erklärt der Fondsmanager. „Ein Emittent, der etwa den Global Compact der Vereinten Nationen missachtet, weil er zum Beispiel gegen Menschenrechte verstößt, fällt bei uns von vorneherein durchs Raster. Da kann sein Projekt so umweltfreundlich sein, wie es will.“ Dasselbe gelte für Hersteller von kontroversen Waffen wie beispielsweise Antipersonenminen, Streubomben oder Uranmunition.
Der Auswahlprozess von Green Bonds basiert bei der DWS auf der sogenannten ESG Engine. ESG steht für „Environment“, „Social“, „Governance“ und deckt die drei Nachhaltigkeitsbereiche Umwelt, soziale Fairness und Unternehmensführung ab. Mit Hilfe der ESG Engine können die Herausgeber von Wertpapieren im Hinblick auf eine Vielzahl von ESG-Kriterien geprüft werden. Dazu greift das Analyseinstrument der DWS auf die Beurteilungen mehrerer führender ESG-Agenturen zurück. Jeder Green Bond wird auf einer Skala von A bis F bewertet.
Trotz dieser strengen Filterkriterien gebe es noch immer genügend geeignete Investitionsobjekte, sagt der DWS-Experte. „Der Markt ist zwar jung, aber er wächst rasant.“ Und das Spektrum nachweislich geprüfter grüner Projekte, die sich für eine Anleihefinanzierung eignen, werde immer breiter. So können im Green-Bond-Markt selbst Anleger mit sehr hohen Ansprüchen fündig werden.