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- Was Infrastruktur-Aktien für Anleger interessant macht
- Wirtschaftswachstum und Wohlstand sind auf eine leistungsfähige Infrastruktur angewiesen.
- Während in Schwellenländern der Auf- und Ausbau im Vordergrund stehen, müssen Industriestaaten ihre in die Jahre gekommenen Anlagen erneuern. Das sorgt für einen anhaltend hohen Finanzierungsbedarf.
- Für Anleger sind Aktien aus dem Infrastruktursegment interessant, weil die Betreiber von Infrastruktur weniger vom Auf und Ab der Wirtschaft abhängig sind.
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Der technische Fortschritt lässt viele Anlagen rasch veralten – oft fehlt aber das Geld, um Infrastrukturprojekte zu finanzieren.
Infrastrukturanlagen sind in der Regel Großprojekte, deren Errichtung viel Kapital benötigt. Zur technischen Infrastruktur eines Landes gehören sämtliche Einrichtungen, die für das Funktionieren und die Entwicklung einer Gesellschaft nötig sind. Verkehrswege wie Straßen, Bahnlinien und Flughäfen zählen genauso dazu wie Energie- und Wasserversorgung, Entsorgungsanlagen für Müll und Abwasser sowie Telekommunikationsnetze. Die soziale Infrastruktur erstreckt sich von Schulen über Krankenhäuser, bis hin zu Sport- und Freizeitanlagen sowie Einkaufsstätten. Gerade Unternehmen sind auf eine leistungsfähige Infrastruktur angewiesen, was sie zu einem wesentlichen Faktor bei der Standortwahl macht. Das Ansiedeln von Betrieben in einer bestimmten Region wirkt wiederum auf den Lebensstandard der Bevölkerung zurück.
Investitionsstau in Industrienationen bedroht den Wohlstand
Trotz der hohen Bedeutung der Infrastruktur für den Lebensstandard einer Gesellschaft hinken gerade in hochentwickelten Volkswirtschaften die Investitionen in diesem Bereich hinterher. Das liegt in erster Linie an der angespannten Haushaltslage vieler Länder. Ihnen fehlt schlicht das Geld, um die kostspieligen Projekte zu finanzieren, sodass nach Jahren der Unterinvestition ein Investitionsstau aufgelaufen ist. Hinzu kommt der technische Fortschritt, der beispielsweise Mobilfunknetze rasch veralten lässt.
Laut einer Studie des US-Beratungsunternehmens McKinsey[1] werden weltweit jedes Jahr rund 2,3 Billionen Euro in Verkehrswege, die Energie- und Wasserversorgung sowie in die Telekommunikation investiert. Das entspricht 3,5 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP)[2]. Um mit dem erwarteten Wirtschaftswachstum bis 2030 Schritt zu halten, müssten allerdings jährlich knapp 3 Billionen Euro oder 3,8 Prozent des BIP aufgewendet werden. Doch selbst die USA haben es – entgegen der Ankündigungen – unter Präsident Donald Trump bisher nicht geschafft, die nötigen Maßnahmen anzuschieben, um die bröckelnde Infrastruktur zu erneuern. In Europa sieht es ähnlich aus.
Aktien von Infrastrukturunternehmen verfügen über besondere Eigenschaften, die sie für Anleger interessant machen.
Megatrend Urbanisierung fördert Infrastrukturprojekte in aufstrebenden Ländern
Besser als in den Industrienationen läuft es aktuell in den Schwellenländern, wo die rasch wachsende Bevölkerung, die hohe Wirtschaftsdynamik und der Trend zur Urbanisierung den Ausbau von Infrastruktur dringlich machen. Laut der Studie von McKinsey vereinen diese Länder etwa 60 Prozent[3] des weltweiten Investitionsbedarfs für Infrastruktur auf sich. Und so steckt China mit einem Anteil von 8,8 Prozent seiner Wirtschaftsleistung mehr Mittel in die Infrastruktur als die USA und Westeuropa zusammen.
Auch wenn es derzeit nur wenige bedeutende Infrastrukturprojekte gibt, wie etwa Chinas Bau einer neuen Seidenstraße nach Europa, ist das Anlegerinteresse hoch. Das liegt daran, dass Aktien von Unternehmen, die Infrastrukturanlagen betreiben, über ganz besondere Eigenschaften verfügen. Infrastrukturprojekte sind in der Regel auf mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte angelegt. Die langen Laufzeiten sorgen in Verbindung mit festen Verträgen für einen relativ stabilen und abschätzbaren Mittelzufluss bei den Unternehmen.
Dass Aktien von Infrastrukturbetreibern als eher defensiv gelten, liegt auch daran, dass sie konjunkturellen Schwankungen gegenüber weniger anfällig sind. Börsennotierte Infrastrukturunternehmen können deshalb im Aktienbereich eine interessante Depotbeimischung.
Rahmenbedingungen für Infrastrukturunternehmen können sich rasch wandeln
Natürlich gilt auch für Infrastrukturaktien: Keine Chancen ohne entsprechende Risiken. Regulatorisch oder politisch gewollte Veränderungen haben das Potenzial, die Geschäftsaussichten einzelner Unternehmen über Nacht grundlegend zu verändern, was etwa die deutschen Versorger beim Atomausstieg zu spüren bekamen. Weil hohe Fixkosten beziehungsweise Markteintrittsbarrieren neuen Infrastrukturunternehmen entgegenstehen, greift der Staat zudem häufig mit Auflagen direkt in den Markt ein. Preisobergrenzen etwa für Strom oder Wasser oder die Verpflichtung von Telekommunikationsnetzbetreibern, auch wenig lukrative Regionen an das Mobilfunknetz anzubinden, können die Ertragsaussichten und damit mögliche Kursgewinne schmälern.
Auf der Habenseite von Infrastrukturinvestments steht, dass Titel von Infrastrukturunternehmen in einem vorangeschrittenen Konjunkturzyklus mit geringerem Wirtschaftswachstum wie derzeit, Anlegern historisch betrachtet Chancen eröffnet haben. Weil die Titel in der Regel prognostizierbare Erträge mit organischem Wachstum kombinieren, konnten sie auch in Phasen einer schwächeren Wirtschaft bei einem angemessenen Risiko gute Renditen liefern.
Hinzu kommt, dass die Dividendenrendite börsennotierter Infrastrukturunternehmen in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt um 1,15 Prozentpunkte[4] höher lag als die, des breiten Aktienmarktes. Auch wenn diese Differenz zuletzt auf etwas weniger als ein Prozent geschrumpft ist, dürften die Dividendenrenditen weiter zu den Pluspunkten bei Infrastrukturaktien gehören.
Politische und regulatorische Veränderungen stellen die größten Risiken für die Anlageklasse Infrastrukturaktien dar.