29. Juli 2020 Mischfonds

Risikostreuung – wie das bei Niedrigzinsen funktionieren kann

Staatsanleihen eignen sich nicht mehr so gut zur Risikostreuung im Depot wie einst. Woran das liegt und welche Alternativen es gibt.

  • Mit hohen Kursen und niedriger Verzinsung verlieren Staatsanleihen an Attraktivität.
  • Eine wirkungsvolle Risikosteuerung bleibt aber eines der wichtigsten Themen für Anleger.
  • Unternehmensanleihen guter Bonität, Gold und Immobilien haben zwar andere Risikoprofile als Staatsanleihen, können sich aber dennoch als Alternativen anbieten.
4 Minuten Lesezeit

16,96 %

hat der Goldpreis im ersten Halbjahr 2020 in US-Dollar gerechnet zugelegt. Damit war das gelbe Metall laut dem World Gold Council Spitzenreiter unter den bedeutenden Anlageklassen.

Quelle: World Gold Council

Unter Anlegern galt es als ehernes Gesetz: Fallen die Aktienkurse, ist ein Anstieg der Kurse von Staatsanleihen wahrscheinlich. Die Fachleute sprechen dabei von negativer Korrelation. Insbesondere qualitativ hochwertige Staatsanleihen erfüllten damit in einem Portfolio traditionell zwei Aufgaben: Sie konnten einerseits mit kalkulierbaren Erträgen aufwarten, andererseits boten sie die berechtigte Aussicht auf eine ausgleichende Wirkung bei Stressphasen an den Börsen.

Der Hintergrund dieses lange wirkenden Mechanismus: Die Börsenkurse fallen meist bei sich abzeichnenden Rezessionen. Gleichzeitig senken die Notenbanken in diesen Phasen in der Regel die Leitzinsen, was zu einem Anstieg der Staatsanleihekurse führte. Doch dies gilt im Zeitalter der Niedrigzinsen nicht mehr, die Leitzinsen liegen bereits nahe null. Zudem bieten Staatsanleihen kaum noch Renditen, bei vielen Papieren sind diese im Minusbereich.[1] Anleger müssen deshalb nach Alternativen suchen.

Eine wirkungsvolle Diversifikation ist für Anleger nach wie vor zentral

Wer seine Investitionen streut, kann die Einzelrisiken einer Geldanlage wirksam reduzieren. Das wissenschaftliche Fundament für das Konzept der cleveren Streuung hat der US-Wirtschaftsprofessor Harry M. Markowitz bereits im Jahr 1952 geliefert – 1990 bekam er dafür den Wirtschaftsnobelpreis verliehen. Die auf Markowitz basierende moderne Portfoliotheorie besagt: Besonders stark lassen sich Risiken ausbalancieren, wenn die Streuung – im Fachjargon Diversifikation – über unterschiedliche Anlageklassen hinweg erfolgt, die sich tendenziell gegenläufig bewegen.

 

Zum Artikel: Diversifikation: Keine Kosten, viel Nutzen

 

Aktuell scheint der Markowitz’sche Ansatz in Verbindung mit Staatsanleihen jedoch nicht mehr aufzugehen. Die negative Korrelation von Aktien und Zinsanlagen hat sich bei den jüngsten Turbulenzen an den Börsen verringert oder sogar umgekehrt. Parallel zu den Aktienmärkten drehten so zwischenzeitlich auch die Anleihemärkte ins Minus.

Um die Situation am Anleihemarkt besser zu verstehen, lohnt ein Blick auf die Details. Zum einen notieren die Kurse von Anleihen mit gutem Rating gegenwärtig so hoch, dass sich vielfach negative Verzinsungen ergeben. Das gilt in weiten Teilen Europas selbst für Staatsanleihen mit langer Laufzeit. Zum anderen sorgen die Anleihekaufprogramme der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) für Marktverzerrungen, nachdem der Anleihehandel in der Corona-Panik zeitweise praktisch zum Erliegen gekommen war. Diese Panik hat auch dazu geführt, dass viele institutionelle Investoren auf der Suche nach Liquidität ganze Anteilklassen abgestoßen und damit die vorher zu beobachtenden Korrelationen aufgehoben haben.

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Wann hat Harry M. Markowitz den Nobelpreis für seine moderne Portfoliotheorie erhalten?

Diversifikationspotenzial von Staatsanleihen hat abgenommen

Und eine Zinswende ist nicht in Sicht. Das niedrige Zinsniveau dürfte auf breiter Front weiterhin für extrem niedrige Erträge insbesondere bei bonitätsstarken Staatsanleihen sorgen – und damit auch für geringeres Diversifikationspotenzial. In der Folge benötigen Investoren zur Streuung andere Elemente. Das Dilemma: Vor allem in einem sicherheitsorientierten Portfolio kann es keine Option sein, lediglich den Anteil von Staatsanleihen einfach zugunsten von renditestärkeren, aber weitaus schwankungsanfälligeren Aktien und Hochzins-Titeln zurückzufahren. Und klar wird auch, dass es angesichts der Komplexität des Themas für Privatanleger sinnvoll sein dürfte, nicht auf eigene Faust zu handeln, sondern auf die Expertise von Kapitalmarktexperten zurückzugreifen.

Lösungsansätze für eine gelungene Diversifikation

Wie können Lösungsansätze konkret aussehen? Gute Möglichkeiten für die Risikodiversifikation und für zusätzliches Renditepotenzial bieten unter anderem ausgewählte Unternehmensanleihen und die Investition in Gold – beides Optionen, die eine geringe Korrelation zu Aktien aufweisen. So hat beispielsweise Klaus Kaldemorgen bei dem von ihm gemanagten Mischfonds DWS Concept Kaldemorgen zuletzt auch stärker auf Unternehmensanleihen gesetzt und im Gegenzug den Anteil von Staatsanleihen reduziert.[2] Auch Gold-Investments befinden sich in dem Portfolio des Fonds.

 

Zum Artikel: Was jetzt für Unternehmensanleihen spricht

 

Fazit: Die klassische Portfoliotheorie stößt insbesondere in Phasen größerer Marktverwerfungen an ihre Grenzen, Flexibilität ist dann das A und O. Zur Risikosteuerung im Portfolio empfehlen sich deshalb Alternativen insbesondere zu niedrig verzinsten Staatsanleihen.

Am leichtesten fällt diese Umstellung flexiblen Mischfonds, die breit aufgestellt sind und mehrere Anlageklassen nutzen können. Wer darüber hinaus noch weiter diversifizieren möchte, könnte zusätzlich auch zu offenen Immobilienfonds greifen.

DWS Concept Kaldemorgen

Gut gemischt – mit jahrzehntelanger Investmenterfahrung

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Mehr entdecken

1. https://www.bundesbank.de/de/service/bundeswertpapiere/kurse-und-renditen

2. https://www.dws.de/total-return-strategien/lu0599946893-dws-concept-kaldemorgen-lc/

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