- Die Renditeaussichten für Anleihen und Aktien sind rückläufig, erwartet das Research Institute der DWS.
- Der richtigen Vermögensaufteilung dürfte noch wichtiger werden.
- Investments in Schwellenländern dürften in den nächsten Jahren das höchste Potenzial haben.
Neben der Aktienauswahl beschäftigen sich Anleger mit kaum einer Frage so intensiv wie mit der nach dem richtigen Einstiegszeitpunkt (englisch: Timing). Dahinter steht die verständliche Angst, Fehler zu machen und letztlich Verluste zu erleiden. Das vermeintliche Versagen, nicht den „besten“ Kurs für den Kauf getroffen zu haben, belastet darüber hinaus die Anleger-Psyche und lässt sie zuweilen in Erstarrung verharren. Die Folge: Chancen ziehen vorbei – und der Beginn, beispielsweise der Altersvorsorge, wird auf unbestimmte Zeit verschoben.
Panik und Euphorie sind schlechte Ratgeber
Dabei ist es an der Börse kaum möglich, ein Kurstief perfekt zu treffen. In der Regel ist das Zufall, zumal die Komponente Panik dies eher verhindert. Es kostet Überwindung dann zu kaufen, wenn viele gerade dabei sind, ihre Depots zu räumen. Der Mensch, auch der Anleger, ist ein soziales Wesen, das sich nicht gerne gegen die Masse stemmt. Kein Wunder also, dass sich viele Anleger von einer allgemeinen Euphorie bei Höchstkursen anstecken zu lassen. Motto: Wenn „alle“ kaufen, kann das nicht verkehrt sein.
Der ideale Einstiegszeitpunkt ist kaum zu finden
Gibt es den idealen Einstiegszeitpunkt überhaupt? Wer die Marktkommentare liest, wird täglich Argumente dafür und dagegen finden. Was tun? Abwarten? Das Grübeln über den besten Kaufzeitpunkt lohnt auf lange Sicht kaum. Die Analysten des DWS Research Institute haben dazu geforscht und eine spannende Entdeckung gemacht: In Timing-Fragen kann der Einstiegszeitpunk zwar die Rendite kurzfristig stark beeinflussen, aber langfristiges Investieren ebnet diese Rendite-Unterschiede wieder weitgehend ein.
Kauf auf dem Kurshoch – langfristig kein Beinbruch
Anleger, die beispielsweise im April 2000 US-Aktien gekauft haben, taten dies in einer Phase extrem hoher Bewertungen und vor einer Zeitenwende. Was folgte, war bekanntermaßen einer der schlimmsten Kurseinbrüche in der Börsengeschichte. In den fünf Jahren danach lagen die jährlichen Renditen seit dem Hoch bei minus vier Prozent und zehn Jahre noch bei minus einem Prozent. Wer dagegen erst zwölf Monate nach dem Top eingestiegen ist, der konnte sich in den folgenden fünf Jahren über eine jährliche Rendite von gut zwei Prozent freuen.
Studie: Geduld zahlt sich für Anleger aus
Anleger mit einem richtig langen Atem erlebten einen erstaunlichen Effekt: Nach 15 Jahren lagen die jährlichen Renditen bei einem Kauf am Hoch und einem Kauf zwölf Monate danach nur noch rund einen Prozentpunkt auseinander. Geduld verwischte in der Vergangenheit somit die Rendite-Unterschiede aufgrund des Timings und ließ die passende Zusammensetzung (Asset Allocation) in den Vordergrund rücken. Sie machte 90 Prozent der Wertentwicklung eines Portfolios aus, haben die Experten des DWS Research Institute festgestellt.[1]
Wer für das Alter vorsorgt oder langfristig investieren möchte, sollte deshalb vor allem auf den richtigen Mix im Portfolio achten, wofür Mischfonds die richtige Wahl sein können.
Bei unveränderter Risikobereitschaft könnten sich die Renditen halbieren.
Eine breite Streuung (Diversifikation), diese altbewährte Investment-Tugend, sei nach der Finanzkrise abhandengekommen, schreiben die Experten des DWS Research Institut in ihrer Januar-Studie (2019). Aber sie sei wieder im Kommen. Der Grund: Die zu erwartenden Renditen in den nächsten zehn Jahren dürften deutlich niedriger ausfallen, als es sich Anleger (vielleicht) erhoffen.
Konkret: Wer künftig bei gewohntem Risiko investieren möchte, dessen Rendite wird wohl nur noch halb so hoch ausfallen wie bislang, schätzt das Institut.
Mischfonds können sehr flexibel auf Veränderungen reagieren
Die Zusammenstellung des eigenen Portfolios will also gut überlegt sein. Bloß, welcher Privatanleger kennt schon die effizienteste Depot-Struktur? Wer hat Zeit und Wissen, derart komplexe Investmententscheidungen zu treffen, zumal wenn diese noch komplizierter werden? Schließlich müssen Rendite-Chancen genutzt und Risiken konsequent vermieden werden, um möglichst schwankungsarm einen guten Ertrag zu erwirtschaften.
Die Lösung kann in dieser Situation ein Mischfonds sein, bei dem das Fondsmanagement breit gestreut in unterschiedliche Vermögensklassen investieren kann. In Mischfonds können sich so Aktien und Anleihen aus den verschiedensten Regionen beziehungsweise Währungsräumen finden. Durch flexibles Umsteuern wird das Fondsmanagement fortlaufend versuchen, ein möglichst ideales Portfolio zusammenzustellen.
Überdurchschnittliche Rendite-Chancen in Schwellenländern
So dürften in den kommenden Jahren laut Einschätzung der Experten des DWS Research Institute, Aktien und Anleihen aus den Schwellenländern (Emerging Markets) im Vergleich zu Aktien aus Europa und den USA die höchsten Renditen (in Heimatwährung) abwerfen.
Anlegern in Schwellenländer? Ist das nicht viel zu risikoreich, dürfte sich der eine oder andere Anleger fragen. Welchen Bilanzen, welchen Börsen kann man dort trauen? Diese Fragen sind berechtigt. Eine sinnvolle Streuung neben einer gezielten Aktien-Auswahl wird in diesen Ländern zum Muss, soll die Gefahr von Verlusten nicht erheblich steigen. Leisten kann das letztlich nur ein Profi, der die Märkte stetig beobachten und gegebenenfalls schnell auf Veränderungen reagieren kann.
Auf die Zeitenwende an den Börsen mit Mischfonds reagieren
Der Wandel vollzieht sich an den Börsen aktuell rasch. In den zurückliegenden zehn Jahren konnten sich die Renditen europäischer und japanischer Aktien gegenüber denen aus den Schwellenländern gut behaupten – und im Fall der USA sogar überflügeln. Aber das dürfte nicht so bleiben. Während die Ertragserwartungen für Aktien aus Industrieländern deutlich rückläufig sind, können die Emerging-Market-Aktien ihr Niveau fast halten, so die Prognose.
Staatsanleihen aus Schwellenländern bringen deutlich mehr Zinsen
Der Renditevorteil von Investments in Schwellenländern betrifft nicht nur Aktien, sondern auch Anleihen. Zwar dürften auch bei Schwellenländeranleihen die Erträge zurückgehen, doch liegen die vom DWS Research Institute erwarteten Renditen noch weit vor denen aus Europa und den USA. Während in Dollar notierte Schwellenländer-Staatsanleihen Verzinsungen von rund sechs Prozent bringen, liegt die von Staatspapieren in der Eurozone lediglich knapp über der Nullgrenze. Ein Blick über den bekannten Börsen-Horizont hinaus kann sich somit durchaus lohnen.
Schwellenländer bieten die Aussicht auf überdurchschnittliche Renditen