Seit Jahren marschiert die deutsche Wirtschaft stramm bergauf. Doch jetzt das: Im dritten Quartal ging die Wirtschaftsleistung leicht zurück. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal – der erste Quartals-Rückgang seit mehr als drei Jahren.
Wusste die Börse wieder einmal früher Bescheid? Kündigt die schwache Börse womöglich eine Rezession an? Das ist unwahrscheinlich: Die meisten Wirtschaftsforscher bleiben gelassen. Die Deutsche Bundesbank gab sogar ganz offiziell Entwarnung. Die jüngste Wachstumsdelle sei auf Sondereffekte zurückzuführen. „Hinter dem Minus steckt vor allem ein Produktionseinbruch in der Kfz-Industrie“, sagte Bundesbankpräsident Jens Weidmann auf einer Veranstaltung in Berlin.[1] Er warnte ausdrücklich davor, den BIP-Rückgang über zu bewerten. „Ausschläge der Zahlen nach oben und unten dürfen nicht darüber hinwegtäuschen: Der Wirtschaftsaufschwung in Deutschland und im Euroraum bleibt intakt“, so Weidmann.
Optimistische Konjunkturforscher
Zum Jahresende dürfte die deutsche Wirtschaft wieder kräftig expandieren. Im Übrigen sei das Wachstumstempo schon deshalb etwas gebremst worden, weil die Unternehmen mit ihren Kapazitäten am Anschlag seien und einfach nicht noch mehr produzieren könnten. Auch würde es für viele Unternehmen immer schwieriger, die benötigten Arbeitskräfte zu finden.
Ein Wirtschaftseinbruch sieht anders aus. Das finden auch die meisten Wirtschaftsforschungs-Institute. Das Münchner ifo Institut setzte seine Wachstumsprognose sogar leicht herauf, auf jeweils 1,9 Prozent in den Jahren 2018 und 2019. „Wir haben es derzeit mit einer starken Konjunktur in Deutschland zu tun“, urteilt ifo-Konjunkturexperte Timo Wollmershäuser.[2]
Die gute Wirtschaftslage und die noch immer sehr niedrigen Zinsen dürften auch an den deutschen Unternehmen nicht spurlos vorüber gehen. Es sei zu erwarten, dass viele Unternehmen jetzt mit neuen Investitionen ihr Geschäft weiter ausbauten. „Die weiterhin günstigen Finanzierungsbedingungen fördern Investitionsentscheidungen, und der hohe Auslastungsgrad vieler Unternehmen legt eine Erweiterung der Produktionskapazitäten nahe“, erläutert der Konjunktur-Experte.
Drei Fakten, die für deutsche Aktien sprechen
Auch wenn deutsche Aktien zuletzt deutlich Federn lassen mussten, gibt es durchaus Anlass zur Hoffnung. Das liegt an folgenden drei Punkten:
- dem nach wie vor guten Wirtschaftsausblick – 1,9 Prozent Wirtschaftswachstum für 2018 und 2019 laut ifo Institut
- einer attraktiven Dividendenrendite von deutlich mehr als drei Prozent
- der im internationalen Vergleich günstigen Bewertung: Aktuell[3] liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis der 30 Aktien im Dax bei durchschnittlich 12,3. Titel des marktbreiten US-Aktienindex S&P 500 werden an der Börse dagegen mit mehr als dem 16-fachen ihres für 2018 geschätzten Jahresgewinns bewertet.[3]
Dax: Deutlicher Bewertungsvorteil
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Dax-Index ist deutlich niedriger als das anderer wichtiger Indizes
Quelle: Bloomberg, Stand: 20.11.2018
Günstige Bewertung zeigt sich auch am Kurs-Buchwert-Verhältnis
Auch wenn man den Preis der Unternehmen in Relation zu anderen Massgrössen setzt, bleiben deutsche Titel äusserst billig. So werden etwa die Aktien im MSCI-Deutschland-Index (66 Aktien, die ungefähr 85 Prozent des deutschen Aktienmarktes repräsentieren) mit dem 1,5-fachen ihres Buchwerts bewertet.[4]
Beim Kurs-Buchwert-Verhältnis wird der Aktienkurs ins Verhältnis zum Wert des Eigenkapitals einer Aktie gesetzt.
Der MSCI All Country World Index, der die Wertentwicklung von 23 Industrie- und 24 Schwellenländern abbildet, kommt dagegen auf ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 2,1, zeigen aktuelle Schätzungen der Finanznachrichtenagentur Bloomberg.
Kennzahlen, die für deutsche Aktien sprechen
Nicht nur das Kurs-Gewinn-Verhältnis zeigt, dass deutsche Aktien sehr niedrig bewertet sind. Auch in Relation zum Buchwert sind deutsche Aktien preiswerter als Titel aus anderen Teilen der Welt.
Quelle: Bloomberg, Stand: 18.10.2018
Mehr Infos zum DWS Deutschland
1. Rede bei „Süddeutsche Zeitung – Wirtschaftsgipfel 2018“ am 14.11.2018, Redetext: www.bundesbank.de/de/aufgaben/themen/finanzstabilitaetsbericht-767144
2. www.cesifo-group.de/de/ifoHome/presse/Pressemitteilungen/Pressemitteilungen-Archiv/2018/Q3/pm-20180906_ifo-Konjunkturprognose.html
3. Quelle: Bloomberg, Stand: 20.11.2018
4. Quelle: Bloomberg, DWS; Stand: 18.10.2018 Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und hypothetischen Modellen oder Analysen, die sich als nicht zutreffend oder nicht korrekt herausstellen können.