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- Studie: Aussichten für Aktienanleger durch Corona nicht verschlechtert
- Die langfristigen Aussichten für die Aktienmärkte dürften sich durch die Coronakrise nicht verschlechtert haben.
- Viele der in den großen internationalen Aktienindizes enthaltenen Unternehmen dürften recht flexibel und widerstandsfähig sein.
- Auch wenn einige Unternehmen ihre Dividendenzahlungen kürzen oder zeitweise einstellen, dürften Dividenden für den langfristigen Erfolg von Aktien weiterhin eine hohe Bedeutung haben.
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Die Coronakrise produziert fast täglich neue Hiobsbotschaften: rasant ansteigende Arbeitslosenquoten, ganze Branchen im Überlebenskampf, wegbrechende Steuereinnahmen, explodierenden Staatsschulden.
Da müssen sich doch die Aussichten für die Aktienmärkte auch massiv verschlechtert haben, ist ein naheliegender Schluss. Nein, sagen die Kapitalmarktexperten des DWS Research Institute. Selbst wenn man davon ausgehe, dass die wirtschaftlichen Verwerfungen durch Corona ein Jahrhundertereignis seien, bleibe der Ausblick für Aktien langfristig positiv. Noch erstaunlicher: Im Vergleich zur Situation Ende des Jahres 2019 habe diese sich sogar leicht verbessert, so ihre Analyse.[1] Fünf Punkte, wie sie zu diesen Einschätzungen kommen.
1. Welt nach dem Corona-Schock – drei Szenarien
Die Experten haben drei unterschiedliche Szenarien durchgespielt:
- Szenario 1: Es geht alles so weiter wie bisher, sobald wir Corona hinter uns haben (Status-Quo-Szenario)
- Szenario 2: Um die Folgen für Wirtschaft und Märkte zu prognostizieren, wird die Finanzkrise des Jahres 2009 als Blaupause genommen.
- Szenario 3: Die Coronakrise ist deutlich tiefgreifender als die Finanzkrise des Jahres 2009, ein Jahrhundertereignis im negativen Sinne.
Szenario 1 halten die Analysten für äußerst unwahrscheinlich. Die Annahme, „alles wird so wie vorher“, werde dem Ausmaß und den wahrscheinlichen Folgen der Corona-Pandemie nicht gerecht. Das Erstaunliche aber: Selbst im Szenario 3 mit extrem negativen Auswirkungen scheinen die langfristigen Aussichten für die Aktienanlage intakt zu sein.
Die Coronakrise dürfte das Wachstumspotenzial der Wirtschaft nur leicht abschwächen.
2. Wirtschaftswachstum – kurzfristiger Schock, langfristig nur leichte Abschwächung erwartet
Wie geht es weiter mit dem Wirtschaftswachstum? Das ist eine der zentralen Fragen für die Entwicklung von Wirtschaft und Finanzmärkten. Gerade die Entwicklung der Unternehmensgewinne, ein zentraler Faktor für die Chancen an den Aktienmärkten, werden maßgeblich vom Wirtschaftswachstum beeinflusst (siehe Graphik).
Angesichts der düsteren Wachstumsprognosen als Folge der Coronakrise wäre auch hier die Erwartung naheliegend, dass die Aussichten alles andere als rosig sind. Langfristig dürften sich aber auch hier die aktuellen Probleme relativieren. Denn die globale Wirtschaft wird sich erholen, auch wenn sie länger brauchen sollte als in bisherigen Krisen, so die Experten des DWS Research Institute. Zwar werde das Wachstumspotenzial trotzdem leiden – die Forscher gehen auf Sicht von zehn Jahren von einer strukturellen Abschwächung des Wachstums aus, allerdings nur um überschaubare 0,25 Prozentpunkte.
In den großen internationalen Aktienindizes gibt es eine Vielzahl von flexiblen Qualitätsunternehmen, die mit den Folgen der Coronakrise gut zurechtkommen dürften.
3. Unternehmen sind widerstandsfähiger, als es auf den ersten Blick scheint
Die Schlagzeilen über Unternehmen in Schieflage beherrschen die öffentliche Wahrnehmung. Besonders gefährdet sind nach Einschätzung der DWS-Experten, Unternehmen, mit einem hohen Block an Fixkosten, einer hohen Verschuldung und geringer Rentabilität. Doch auch hier ist es nach Einschätzung der Experten wichtig, die aktuell extrem schwierige Lage nicht zu verallgemeinern und sie nicht pauschal in die Zukunft fortzuschreiben.
So kommen die DWS-Analysten zu der Einschätzung, dass die beschriebenen Risikounternehmen – die DWS-Experten nennen sie wegen ihrer geringen Flexibilität Ziegel – nur einen kleineren Teil der international börsennotierten Unternehmen ausmachen. Gerade die großen internationalen Aktienmärkte deckten ein breites Spektrum an Unternehmen ab, von denen eine Vielzahl äußerst flexibel sei, mit einem hohen Anteil an Qualitätsunternehmen.
5. Dividenden bleiben ein zentraler Baustein für den Erfolg einer Aktienanlage
Dividenden haben in der Vergangenheit etwa 50 Prozent zur Wertentwicklung von Aktien beigetragen. Entsprechend wichtig ist es, wie es mit ihnen weitergeht. Grundsätzlich gibt es hier zwei gegenläufige Entwicklungen. Auf der einen Seite sind da Dividendenkürzungen oder auch der Totalausfall von Dividenden aufgrund der gravierenden wirtschaftlichen Probleme, die viele Unternehmen haben. Auf der anderen Seite sind die Dividendenrenditen aufgrund massiv gesunkener Erträge gestiegen. In Summe dürften sich diese Effekte in etwas ausgleichen.
Für Anleger, die in den US-Index S&P 500 oder den EuroStoxx 50 investieren, dürfte der Beitrag, den Dividenden zum Gesamtertrag einer Aktienanlage beisteuern, sogar leicht steigen (0,3 bis 0,4 Prozentpunkte). Alles in allem dürfte der Renditebeitrag in etwa auf dem Niveau vor Ausbruch der Coronakrise bleiben.
Auch bei diesen Vorhersagen unterstellen die Experten nicht, dass bei den Dividendenzahlungen alles schnell wieder so wird wie vor der Krise. Zwei Jahre lang könnte sich die Dividendendürre hinziehen. Bis das absolute Niveau des Jahres 2019 erreicht werde, könne es durchaus fünf bis zehn Jahre dauern.[2]
5. Renditeerwartungen für die wichtigsten internationalen Aktienmärkte trotz Corona intakt
Was bedeuten diese erwarteten Entwicklungen nun für langfristig orientierte Anleger auf Sicht von zehn Jahren? Wenn die Strategen der DWS das Puzzle aus einer Vielzahl von Daten und Prognosen zusammensetzen, kommen sie zu einem erstaunlichen Ergebnis: Selbst im Falle, dass das ungünstige Szenario 3 eintritt – wir uns als in einer Jahrhundert-Krise befinden – haben sich die Aussichten für Aktienanleger seit Ende 2019 nicht verschlechtert, in manchen Märkten sogar leicht verbessert. Sie erwarten auf die Sicht von zehn Jahren jährliche Wertentwicklungen zwischen knapp fünf (EuroStoxx 50) und 7,5 Prozent (MSCI UK).[3]
Fazit für Anleger
Die Coronakrise hat schon viel verändert. Sie wird vermutlich auch weiterhin zu massiven Änderungen in Wirtschaft und Gesellschaft führen. An den Finanzmärkten ist die Unsicherheit kurzfristig extrem hoch. Doch langfristig deutet vieles darauf hin, dass sich die Situation wieder normalisiert. Aktien als wichtiger möglicher Renditebringer für einen langfristigen Vermögensauf – daran dürfte sich nichts ändern.
Renditeerwartungen für internationale Aktienindizes in den nächsten zehn Jahren
Index |
31.12.2019 |
Szenario 1 |
Szenario 2 Finanzkrise 2009 |
Szenario 3 |
S&P 500 |
5,5 |
7,2 |
6,6 |
6,1 |
EuroStoxx 50 |
4,0 |
6,5 |
5,5 |
4,7 |
MSCI Germany |
4,5 |
7,0 |
6,1 |
5,3 |
MSCI UK |
7,4 |
10,1 |
8,8 |
7,5 |
MSCI Japan |
3,5 |
4,8 |
4,2 |
3,4 |
MSCI World |
5,3 |
7,1 |
6,4 |
5,8 |
MSCI Emerging Markets |
6,5 |
8,2 |
7,4 |
6,5 |
Quelle: DWS Research Institute, DWS Long View, Stand: Mai: 2020. Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und hypothetischen Modellen oder Analysen, die sich als nicht zutreffend oder nicht korrekt herausstellen können.
Wertentwicklungen der letzten 5 Jahre (12-Monats-Perioden)
Index | 4/15– 4/16 | 4/16 – 4/17 | 4/17 –4/18 | 4/18 – 4/19 | 4/19 – 4/20 |
S&P 500 | 1,2 | 17,9 | 13,3 | 13,5 | 0,9 |
EuroStoxx 50 | -14,0 | 20,9 | 2,0 | 2,1 | -14,7 |
MSCI Germany | -11,8 | 23,2 | 2,1 | -1,9 | -12,7 |
MSCI UK | -7,4 | 20,1 | 8,0 | 3,0 | -18,1 |
MSCI Japan | -6,1 | 10,5 | 19,2 | -7,2 | -3,0 |
MSCI World | -4,2 | 14,7 | 13,2 | 6,5 | -4,0 |
MSCI Emerging Markets | -17,9 | 19,1 | 21,7 | -5,0 | -12,0 |
Wertentwicklungen der Vergangenheit, simuliert oder tatsächlich realisiert, sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. Quelle: Bloomberg L.P., DWS International GmbH, Stand 01.05.2020.