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- MSCI ermittelt: Was nachhaltiges Investieren wirklich bringt
- Nachhaltiges Investieren rechnet sich für Anleger, zeigen aktuelle Untersuchungen.
- Unternehmen mit gutem ESG-Rating haben in der Vergangenheit zum Beispiel höhere Dividenden gezahlt.
- Nachhaltig ausgerichtete Unternehmen sind in der Regel auch weniger Risiken ausgesetzt.
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Was hat Finanzanalyse mit Detektivarbeit zu tun? Eine ganze Menge: Spuren folgen, Indizien sichern – genau mit diesen Mitteln ist der Indexanbieter MSCI zuletzt der Frage nachgegangen, was nachhaltiges Investieren in Euro und Cent einbringt.
Der Tathergang: Die Explosion der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ im April 2010 löste die bislang größte maritime Ölkatastrophe aus. Der Schuldige war schnell gefunden: der Plattformbetreiber BP. Das Urteil schrieb Rechtsgeschichte. Bislang musste BP rund 65 Milliarden Dollar an Straf- und Vergleichszahlungen leisten, umgerechnet gut 58 Milliarden Euro.[1] Auch für Investoren geriet der Umwelt-GAU zum Desaster: Zwischen April und Juni 2010 fiel der Kurs der BP-Aktie um gut die Hälfte – und hat sich bis heute nicht mehr völlig erholt.[2]
34 %
so hoch ist der Anstieg des nachhaltig verwalteten Vermögens seit 2016
Fälle wie „Deepwater Horizon“ haben in den vergangenen Jahren auch im Bereich der Kapitalanlage zu einer neuen Bewertung von Risikofaktoren auf Grundlage sogenannter ESG-Kriterien geführt. E steht dabei für Environment, S für Social und G für Governance – auf Deutsch: Umwelt, Soziales und (gute) Unternehmensführung.[3] Unterm Strich ging es dabei in erster Linie um potenzielle Verlustrisiken. Der US-amerikanische Indexanbieter MSCI ist jetzt einen Schritt weitergegangen und hat gefragt: Welchen direkten finanziellen Nutzen hat nachhaltiges Investieren für Anleger?[4] Die MSCI-Studie hat die Zehn-Jahres-Entwicklung verschiedener Börsenbarometer verglichen. Die Kernaussagen im Überblick:
Unternehmen mit gutem ESG-Rating sind in der Regel insgesamt weniger Risiken ausgesetzt.[5] Zum Beispiel, weil sie sich selbst einer überdurchschnittlichen Risikokontrolle unterwerfen.[6] Diese war beispielsweise im Fall von „Deepwater Horizon“ nicht gegeben. MSCI hatte deshalb BP bereits 2010 aus seinem Nachhaltigkeitsaktienindex ausgeschlossen – kurz vor der Havarie der Bohrinsel.[2]
Ein gutes Nachhaltigkeitsrating schlägt sich in höherer Profitabilität und höheren Dividenden nieder. Beispiel: Der ESG-dominierte Schwellenländerindex MSCI EM ESG Leaders legte im Zeitraum von 2007 bis 2019 um 179,52 Prozent zu, der klassische MSCI EM um 118,93 Prozent.[7] Warum? Unter anderem, weil nachhaltig gelenkte Unternehmen zukunftsorientierter sind, talentiertere Arbeitskräfte an sich binden können und eine stärkere Innovationskultur pflegen.[4]
Erheblichen Einfluss auf die Performance hat eine positive Veränderung des ESG-Ratings. Das zeigt eine weitere MSCI-Erhebung.[6] Der Indexanbieter verglich dabei unter anderem die langfristige Performance von Unternehmen mit verbessertem ESG-Rating mit der Wertentwicklung von Firmen, die sich diesbezüglich verschlechterten. Ein Ergebnis: Über knapp neun Jahre und mit Blick auf die Industrienationen konnte die erste Gruppe um zwölf Prozentpunkte stärker zulegen als jene, die herabgestuft wurde.[8]
Womit die Indizien für sich sprechen: Es rechnet sich für Anleger, ESG-Kriterien zu berücksichtigen. Die DWS hat mit der hauseigenen ESG-Engine eine Software, um Unternehmen nachhaltig auf Herz und Nieren zu testen. Um die Expertise noch weiter zu erhöhen, hat die DWS zuletzt die Beteiligung am Nachhaltigkeitsspezialisten Arabesque S-Ray aufgestockt, der mithilfe künstlicher Intelligenz die Nachhaltigkeitsleistung von mehr als 7000 Unternehmen analysiert.[9] Der detektivische Spürsinn in Sachen Nachhaltigkeit wäre damit gesichert.