- Die Coronakrise dominiert die Agenda – lässt jedoch Klimaziele nicht in Vergessenheit geraten.
- Die Europäische Union plant inmitten der Pandemie sogar, ihre CO2-Emissionen bis 2030 noch stärker zu senken.
- Mit Aktien von Unternehmen, die sich für den Klimaschutz engagieren, können Anleger Rendite- und Nachhaltigkeitsziele kombinieren.
Mutter Erde atmete auf – aber nur ein bisschen. Zu schön, um wahr zu sein, waren die Satellitenbilder, die nach dem ersten Corona-Lockdown Anfang 2020 einen dramatischen Rückgang der Schadstoffwerte in der Luft zeigten. Nur kurz darauf zeigten neue Fotos aus dem All, wie China seine Wirtschaftsaktivitäten als erstes Land wieder hochfuhr. Das alte Verschmutzungsbild war zurück und damit klar: Die momentane Entlastung durch die Pandemie löst nicht das langfristige Problem des Klimawandels.
Für Staaten geht es längst nicht mehr darum, weniger CO2 auszustoßen – vielmehr ist es Ziel, treibhausgasneutral zu werden.
Europäische Union will sich noch ambitioniertere Klimaziele setzen
„Die Coronakrise soll nicht als Vorwand dienen, um beim Klimaschutz einen Gang zurückzuschalten“, sagt Tim Bachmann, der sich als Fondsmanager des DWS Invest ESG Climate Tech intensiv mit dem Thema auseinandersetzt. „Es gilt mehr denn je, dem Klimawandel mit ‚Sauberen Technologien‘ gegenzusteuern.“
Und so überrascht es nicht, dass die Europäische Union inmitten der Pandemie bei ihren Klimazielen weiter aufs Tempo drücken will. Während die aktuelle Gesetzgebung der EU bis 2030 gegenüber 1990 eine Senkung der CO2-Emissionen um 40 Prozent vorsieht, wird jetzt über eine Zielmarke von bis zu 60 Prozent verhandelt.[1] Um die zu erreichen, müssten die jährlichen Investitionen in saubere Energietechnologien um etwa 350 Milliarden Euro pro Jahr steigen.[2]
Damit die Klimawende gelingen kann, bedarf es vielseitiger Maßnahmen: Von Klima-, Umwelt- und Biodiversitätsschutz über Mobilität und Industriepolitik bis hin zu Vorgaben in der Energie-, Agrar- und Verbraucherschutzpolitik.[3] „Die Unterstützung von Privatpersonen ist dabei ebenso gefragt wie das Engagement und die Innovationskraft von Unternehmen. Daraus ergeben sich für Anleger interessante Investitionsmöglichkeiten“, sagt Tim Bachmann.
Unternehmen machen Klimawandel auch zur Anlagechance
Im Fall des Fonds, den er managt, liefert etwa jeder dritte investierte Euro einen Beitrag zu den UN-Nachhaltigkeitszielen (SDGs), darunter auch Klimaschutz. Möglich wird das durch eine bewusste Selektion von Unternehmen, die Dienstleistungen und Produkte anbieten, mit deren Hilfe sich die Gesellschaft an die Folgen des Klimawandels anpassen oder diese abmildern kann.
„Wenn es darum geht, die Erderwärmung zu bremsen, spielt Dekarbonisierung eine zentrale Rolle“, erklärt der DWS-Experte. „Interessant sind hier zum Beispiel Firmen aus den Bereichen Erzeugung und Transport von Energie.“ Dazu gehören etwa Anbieter von Wind- und Solarenergietechnik, Betreiber von Elektrizitätsnetzwerken sowie Produzenten von intelligenten Stromzählern oder Energiespeichern.
Des Weiteren seien Unternehmen, die energieeffiziente und klimafreundliche Lösungen für Betriebe und Haushalte anbieten, für Anleger einen Blick wert. „Hier setzen wir bei der DWS etwa auf Firmen, die auf Steinwolle oder Holzfaser basierende Dämmmaterialien herstellen und montieren“, sagt Tim Bachmann. „Sie leisten einen wichtigen Beitrag, um den hohen energetischen Sanierungsbedarf der Immobilienbranche zu decken.“ Auch Firmen, die smarte Anwendungen für Beleuchtungssysteme oder Kühl- und Lüftungstechnik in Gebäuden entwickeln, erscheinen in dem Bereich attraktiv.
Von H bis H2O – Wasserstoff und Wasser spielen Schlüsselrollen
Damit die Menschheit sich an die Folgen des Klimawandels anpassen kann, spielen auch Entwicklungen und Forschungsdurchbrüche der Sektoren Agrartechnologie, Medizin, Katastrophenschutz und Wiederaufbau eine wichtige Rolle. Und nicht zuletzt sind auch die E-Mobilität und alternative Antriebsformen beim Klimaschutz ein großes Thema. Insbesondere die Wasserstofftechnologie hat Interesse bei Anlegern geweckt, erscheinen doch die Einsatzmöglichkeiten vielseitig.
Wasserstoff könnte nicht nur als umweltfreundlicher Treibstoff im Straßen-, Schiff- und Flugverkehr eingesetzt werden. Er könnte künftig auch als Heizmittel für Häuser genutzt werden oder um überschüssigen Strom aus Solar- und Windkraftanlagen zu speichern. Bei industriellen Prozessen gibt es Konzepte, um zum Beispiel die Stahlherstellung durch Wasserstoff zu revolutionieren.
Wasser ist indes auch in der entwickelten Welt zur umkämpften Ressource geworden.
Hinzu kommt ein weiteres bedeutsames Thema: Wasser. „Es ist eine der elementarsten, aber auch zunehmend knappen Ressourcen auf der Erde“, betont Tim Bachmann. „Und so ist es längst auch in der entwickelten Welt zum umkämpften Element geworden.“
Allein die USA benötigen bis 2050 rund 944 Milliarden Dollar, um ihre Wasserinfrastruktur an die Folgen der Erderwärmung anzupassen.[4] Neben klassischen Versorgern erscheinen auch Firmen mit neuartigen Lösungen zur Gewinnung, Entsalzung und Aufbereitung von Wasser attraktiv. Zudem gibt es für die Landwirtschaft mit der Tröpfchenbewässerung und Kreisberegnung interessante Technologielösungen, mit denen Wasser sehr viel sparsamer auf Anbaufeldern eingesetzt werden kann.
Zum Artikel: Wasser – investieren in das „blaue Gold“
„Anleger, die den Klimawandel nicht nur als großes Schadensereignis, sondern auch als Chance sehen, blicken auf ein breites Investmentspektrum“, bilanziert Tim Bachmann. „Das Thema hat das Potenzial einmal mehr zu zeigen, wie gut Anleger mit speziellen Fonds Rendite- und Nachhaltigkeitsziele in Einklang bringen können.“