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- Diversifikation: Keine Kosten, viel Nutzen
- Anleger sollten ihr Kapital nie in ein einzelnes Wertpapier investieren, sondern immer breit über mehrere Anlageklassen streuen.
- So können etwaige Verluste bestimmter Titel durch Gewinne anderer Investments ausgeglichen werden.
- Weiter minimieren lässt sich das Risiko, wenn das Portfolio zudem verschiedene Branchen und Regionen berücksichtigt.
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Börsenweisheiten im Check
Der bekannte US-Ökonom Harry M. Markowitz erklärte einst: „Das einzige, was es beim Anlegen umsonst gibt, ist die Diversifikation.“ Umsonst? Das klingt doch schon mal gut. Aber was genau meinte Markowitz damit? Und vor allem: Hatte er recht?
Stellen Sie sich vor, Sie bekämen ein Depot zu einem bestimmten Wert geschenkt. Dabei dürften Sie entscheiden, ob es aus einem einzigen Wertpapier oder einem Korb voller verschiedener Titel besteht. Was würden Sie tun?
Für die meisten Anlageprofis ist die Entscheidung einfach: Sie würden sich für den kompletten Korb entscheiden. Ganz gleich, für wie aussichtreich sie den Einzeltitel auch halten mögen. Aber warum?
Eine Regel an der Börse besagt, Anleger sollten ihr Geld nie in ein einzelnes Wertpapier stecken, sondern immer gut über mehrere Anlageprodukte und Anlageklassen streuen. „Diversifikation“ heißt das im Fachjargon. Markowitz hat sich besonders intensiv mit dem Thema beschäftigt und 1990 den Wirtschaftsnobelpreis für seine Portfoliotheorie erhalten. Markowitz sprach vom "only free lunch in investing“ – also dem Einzigen, was es beim Anlegen umsonst gibt.
Was Markowitz damit meinte, lässt sich anhand eines einfachen Beispiels aufzeigen. Untersuchungen haben gezeigt, dass viele Anleger dazu neigen, ihre Investitionen auf dem Heimatmarkt überproportional zu gewichten. In der Fachwelt wird dieses Phänomen als „Home Bias“ bezeichnet.
Angenommen, es kommt in Land A zu einem wirtschaftlichen Abschwung, während die Wirtschaft in Land B brummt – dann würde das Home-Bias-Depot A mit auf Talfahrt gehen, während das Home-Bias-Depot B „boomt“. In einem ausgewogenen Portfolio mit Wertpapieren aus beiden Ländern, würden die Gewinne der B-Anlagen die Verluste der A-Investments dagegen ausgleichen.
Breite Streuung des Kapitals kann Verlustrisiko minimieren
„Was laut Markowitz umsonst ist, ist aber nicht die Diversifikation an sich, sondern der positive Effekt, den Anleger damit einkaufen“, erklärt Henning Potstada, Fondsmanager bei der DWS. „Durch eine breite Streuung ihres Kapitals können Investoren einerseits ihr Verlustrisiko reduzieren und andererseits ihre Renditechancen erhöhen.“
Der Grund dafür ist, dass sich durch die verbesserte Mischung der Vermögenswerte auch das Rendite-Risiko-Profil des Portfolios verändert. Markowitz konnte zeigen, dass es möglich ist, Portfolios zusammenzustellen, deren Renditeerwartung bei gleichbleibendem Risiko größer ist als die durchschnittliche Rendite der Einzelwerte. Genauso ist es möglich, ein Portfolio zu erstellen, das bei gleichbleibender Renditeerwartung ein geringeres Risiko aufweist. In beiden Fällen verändert sich also das Verhältnis von Rendite zu Risiko zu Gunsten des Investors. Das ist der „free lunch“ von dem Markowitz sprach.
Anleger sollten ihr Kapital über verschiedene Regionen, Branchen und Anlageklassen streuen.
„Eine gute Diversifikation geht dabei weit über das Vermeiden regionaler Schwerpunkte hinaus“, betont Henning Potstada. Vielmehr sollten Anleger auch darauf achten, unterschiedliche Branchen in ihrem Portfolio zu berücksichtigen. Sinkt zum Beispiel die weltweite Nachfrage nach Autos, würden Hersteller und Zulieferer – und damit auch die Aktien der Unternehmen – leiden. Auf andere Industriezweige wie etwa die Lebensmittelbranche oder den Finanzsektor hätte das Ereignis hingegen keinen negativen Effekt.
Vermögensverteilung auf verschiedene Anlageklassen ist besonders wichtig
„Das wichtigste bei der Diversifikation ist jedoch die richtige Verteilung des Vermögens auf verschiedene Anlageklassen, wie Aktien, Anleihen, Währungen und Rohstoffe“, sagt Potstada. Sie macht laut einer Studie des DWS Research Institute rund 90 Prozent der Wertentwicklung eines Portfolios aus.[1] „Eine allgemeingültige Regel wie ein Anleger sein Portfolio mit Aktien und anderen Vermögensklassen strukturieren soll, gibt es aber nicht“, stellt der Experte klar. „Das hängt von der jeweiligen Person ab – ihren Anlagezielen, ihrem Anlagehorizont, ihrer Risikoneigung und ihrem Lebensalter.“