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- China und Künstliche Intelligenz
- Künstliche Intelligenz (KI) – die Fähigkeit von Computern, eigenständig Wissen zu erwerben und anzuwenden – durchdringt dank immer leistungsfähigerer Soft- und Hardware unseren Alltag.
- Als Zentrum der Entwicklung von KI gilt das kalifornische Silicon Valley Doch auch andere Länder, allen voran China, sind hervorragend aufgestellt, um bei der Technologie der Zukunft vorne mitzuspielen.
- China verfügt dabei über beste Voraussetzungen, um bei Anwendungen Künstlicher Intelligenz tatsächlich eine führende Rolle einzunehmen.
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Beim Thema Künstliche Intelligenz denkt man unwillkürlich an das Technologiezentrum im kalifornischen Silicon Valley. Sie haben als Fondsmanager des DWS Invest Artificial Intelligence vor kurzem China bereist. Was haben Sie von dort mitgenommen?
Zwischen Ende August und Anfang Oktober war ich bei rund 100 Unternehmen in China vor Ort, die sich alle auf die eine oder andere Art mit Künstlicher Intelligenz befassen. Die Dynamik der Entwicklung dort ist enorm, wahrscheinlich sogar höher als in den USA. Das sieht man zum einen an den bedeutenden Internetunternehmen, die vor wenigen Jahren noch kaum jemand auf dem Schirm hatte. Manch große Firma mit Bezug zu KI wie etwa Meituan Dianping ist außerhalb Chinas heute immer noch so gut wie unbekannt, obwohl diese führende Plattform für Lieferservices in mehr als 2800 Städten täglich mehr als 20 Millionen Essen ausliefert. Ein anderes Beispiel ist der Online-Marktplatz Pinduoduo, der Gruppenkäufe organisiert. Man sieht die Dynamik aber auch an der Startup-Szene[1], wo es zahlreiche sogenannte Unicorns gibt, also Firmen, die bereits mehr als eine Milliarde Dollar Marktwert auf die Waage bringen.
Wie kommt es, dass China bei Künstlicher Intelligenz ein derart hohes Tempo vorlegt?
Zum einen ist der Staat eine treibende Kraft. Er verfolgt eine langfristige Industriepolitik und will bei der Entwicklung von KI bis 2030 ganz vorne mitspielen, wie man dem 2017 veröffentlichten „Entwicklungsplan für die Künstliche Intelligenz der nächsten Generation” entnehmen kann. Die Provinzregierungen werden unter anderem daran gemessen, wie sie diese Vorgabe umsetzen, weshalb viele staatliche Mittel fließen. Hinzu kommt, dass die Chinesen sehr technologieaffin sind und mehr als 800 Millionen Nutzer regelmäßig im Internet unterwegs sind – mehr Menschen, als in den USA und Europa zusammen. Schon kleinen Kindern wird beigebracht, wie sie mit den neuen Technologien umgehen und beispielsweise das Programmieren erlernen können.
Gibt es ebenfalls ein geographisches Technologiezentrum wie in den USA?
Tatsächlich findet die Entwicklung in China an zahlreichen Orten gleichzeitig statt. In der Bay Area im Süden des Landes mit den Städten Shenzhen, Guangzhou und Dongguan haben sich besonders viele Technologiefirmen angesiedelt. Laut Entwicklungsplan der Regierung soll die Region zu einem global einflussreichen internationalen Innovations- und Technologiestandort ausgebaut werden. Wenn man so will, kann man das als Antwort auf das Silicon Valley in den USA sehen.
In welchen Bereich hat China die Nase vorne, wo besteht noch größerer Nachholbedarf?
Bezüglich der Verfügbarkeit von Daten hat China mit Sicherheit einen Vorteil, weil Sorgen um den Datenschutz wenig verbreitet sind und das Land über eine große Zahl an Nutzern verfügt, die ständig online sind. Je größer die Datenmenge, desto besser die Möglichkeiten, um selbstlernende Software zu optimieren. Auch bei der Integration von Hardware und Software profitiert China von seinem Erfahrungsschatz, den sich das Land als technologische „Werkbank der Welt“ aneignen konnte. Eine Schwachstelle sind momentan noch leistungsfähige Computerchips, wo man auf Lieferungen von US-Herstellern angewiesen ist. Um sich unabhängiger von möglichen Lieferengpässen zu machen, arbeiten chinesische Firmen aber mit Hochdruck daran, eigene leistungsfähige Chips für Künstliche Intelligenz zu entwickeln.
Bei welchen Anwendungen finden derzeit die spannendsten Entwicklungen statt?
Große Anstrengungen werden momentan im Bereich des autonomen Fahrens unternommen. In China habe ich bei Fahrten mit autonomen Fahrzeugen erleben können, wie gut diese Technologie selbst im dichten Verkehr funktioniert, ohne dass der Fahrer eingreifen musste. Eine andere Entwicklung betrifft menschenähnliche Roboter. Es werden künstliche Wesen erschaffen, die sich wie Menschen bewegen und mit denen man sich unterhalten kann. Zwar sind die Produkte noch lange nicht ausgereift, die Fortschritte in relativ kurzer Zeit jedoch beachtlich.
Bei den Innovationen im Bereich der KI herrscht ein hohes Tempo. Wie schaffen Sie es, den Überblick zu behalten?
Reisen gehört zu meinem Job, und ich versuche, mindestens einmal im Jahr Unternehmen sowohl in den USA, als auch in China zu besuchen. Bei den Gesprächen vor Ort bekommt man einen guten Überblick, wie sich der Markt entwickelt oder wer mit wem im Wettbewerb steht. Und ich bin zum Glück nicht allein, sondern verwalte den DWS Invest Artificial Intelligence zusammen mit meinem Kollegen Frederic Fayolle. Wir gehören beide dem globalen Aktienteam der DWS an, das allein in Frankfurt 20 Mitarbeiter hat, die sich regelmäßig austauschen. Somit ist sichergestellt, dass wir immer auf dem Laufenden über die neuesten technologischen Entwicklungen sind.