- Investmentexperte André Kostolany riet Anlegern, Aktien zu kaufen, längerfristig zu halten und nicht hektisch wieder zu verkaufen, wenn es Mal nicht gut läuft an der Börse.
- Dabei ging er davon aus, dass der Aktienmarkt – ungeachtet aller Schwankungen – auf lange Sicht eine steigende Tendenz haben wird.
- Weil Renditeunterschiede mit der Zeit tatsächlich zu verflachen scheinen, rückt für Anleger auch die Frage nach dem richtigen Einstiegszeitpunkt in den Hintergrund.
Anleger sollten nicht auf alle Neuigkeiten reagieren und ihr Depot zu häufig umschichten.
Börsenweisheiten im Check
Soll ich, oder soll ich nicht? Über den idealen Einstiegszeitpunkt an der Börse zerbrechen sich vor allem Privatanleger immer wieder den Kopf. Gerade Aktienneulinge möchten am Anfang alles richtig machen. Für sie hatte der bekannte Börsenguru André Kostolany einen Rat parat: „Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich.“
Die Aussage ist sicherlich überspitzt formuliert. Sie fußt auf zwei Annahmen: Zum einen, dass der Aktienmarkt trotzt aller Schwankungen langfristig immer steigen wird, da ja auch die notierten Unternehmen in der Regel im Firmenwert dauernd zulegen. Zum anderen geht die Börsenregel davon aus, dass viele Anleger ihr Geld genau dann verlieren, wenn es an der Börse einmal stärker abwärts geht – weil sie nämlich aus Angst vor noch größeren Verlusten „panisch“ ihre Aktien verkaufen. Das „nehmen Sie Schlaftabletten“ soll verdeutlichen, dass es in solchen Zeiten gilt, Ruhe zu bewahren und nicht überstürzt auf jede marktbewegende Neuigkeit gleich mit Verkäufen zu reagieren.
Für Anleger mit einer Kaufen-und-Halten-Strategie – zu Englisch „Buy and Hold“ – rückt die Frage nach dem richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkt also in den Hintergrund. Aber gibt es auch Zahlen, die das untermauern?
Argumente für und gegen einen Einstieg gibt es täglich
„Wer Informationen zum richtigen Einstiegszeitpunkt an der Börse sucht, findet in den Medien täglich Argumente, die dafür und dagegen sprechen“, sagt Thomas Schüßler, Co-Aktienchef bei der DWS. „Das macht Anlegern die Entscheidung nicht gerade einfach. Aber André Kostolany hatte im Prinzip Recht. Eine Studie des DWS Research Institute zeigt: Das Timing, also der Zeitpunkt des Einstiegs, kann die Rendite kurzfristig stark beeinflussen. Beim langfristigen Investieren verflachen diese Renditeunterschiede allerdings weitgehend.“
Ein Beispiel: Im April 2000, am Höhepunkt des ersten Internet-Booms, waren US-Aktien vergleichsweise hoch bewertet und für Anleger also eher teuer. Investor A war zu diesen Preisen noch eingestiegen und hatte kurz darauf durch das Platzen der „Dotcom-Blase“ einen der größten Kurseinbrüche der Börsengeschichte erlebt.
Investor B hat dieselben Aktien nur zwölf Monate nach dem Kurshoch gekauft und konnte folglich von der Erholung des Marktes profitieren. Dennoch: Nach 15 Jahren betrug der Renditevorsprung von Investor B gegenüber Investor A nur noch einen Prozentpunkt pro Jahr.
„Wer langfristig anlegt, gibt einzelnen Anlageklassen die Zeit, ihren vollen Wertzyklus zu durchlaufen und so ihr maximales Wertpotential zu entfalten“, erklärt DWS-Experte Thomas Schüßler. „Mit dieser Strategie können Anleger in der Regel einfacher als durch kurzfristiges Umschichten zum Investitionserfolg kommen.“ Deshalb ist auch wichtig, dass Investoren die angelegten Mittel nicht schon anders verplanen. „Buy and hold“ kann oft länger dauern als gedacht, soll die Strategie erfolgreich sein.
Kursschwankungen fallen bei einem Fondssparplan nicht so sehr ins Gewicht wie bei einem Einmalinvestment.
Fondssparpläne „zwingen“ Investoren zu Konstanz bei der Anlage
„Gerade für Börsenneulinge kann vor diesem Hintergrund ein Fondssparplan eine gute Option sein, weil dieses Anlagemodell diszipliniert“, sagt Thomas Schüßler. „Dabei kauft der Anleger jeden Monat Anteile eines Investmentfonds für einen festen Betrag. Durch das stete Zukaufen erhält er einen geglätteten Einstiegskurs – das heißt, er erzielt bei einem längerfristigen Fondssparplan einen günstigeren Durchschnittspreis für seine Fondsanteile, als bei einem einzelnen Kauf.“ Dadurch wirken sich Kursschwankungen im Vergleich weniger stark auf die Wertentwicklung aus, als bei einem Einmalinvestment.
Eine Sparplanstatistik des deutschen Fondsverbands BVI zeigt, dass Anleger, die in den vergangenen zehn Jahren monatlich 100 Euro in einen Aktienfonds mit Schwerpunkt Deutschland eingezahlt hatten, in diesem Zeitraum ein durchschnittliches Plus von 5,5 Prozent pro Jahr verbuchten.[1] „Das stattliche Plus kommt durch den Zinseszinseffekt zustande, wobei der Zins bei der Aktienanlage der Dividende entspricht“, erklärt Thomas Schüßler. „Bei einer Verzinsung mit Zinseszins gibt es auf den Zins immer wieder auch Zinsen. Deshalb verlaufen die Zinserträge ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr linear, sondern wachsen exponentiell. Neben den regelmäßigen Einzahlungen des Anlegers können bei einem Fondssparplan die Erträge des Fonds, die immer wieder angelegt werden, einen wesentlichen Beitrag zum Vermögensaufbau leisten.“