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- Mehr Diversität und Inklusion ins Nachhaltigkeitsportfolio
- Soziale Aspekte sind ein wichtiger Erfolgsfaktor für Unternehmen.
- Die DWS hat einen „Social Commitment Score“ entwickelt, der Unternehmen herausfiltert, die mit Blick auf soziale Faktoren gut abschneiden.
- Neben Chancengleichheit zielt der „Social Commitment Score“ unter anderem auch auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ab.
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Die DWS verfeinert ihre Nachhaltigkeits-Analyse im Bereich „Soziales“ durch einen neu entwickelten „Social Commitment Score“. Er umfasst fünf zusätzliche Messkriterien und erweitert das Analysespektrum um wichtige Aspekte wie Diversität, Inklusion und Entwicklungschancen.
„Wir möchten Unternehmen herausfiltern, die Wert auf soziale Faktoren und Arbeitsbedingungen legen“, erläutert Katharina Seiler, Portfoliomanagerin und Architektin des Social Commitment Score. Entwickelt wurde der Score für den DWS Invest ESG Women for Women. Der neue Aktienfonds der DWS legt ein besonderes Augenmerk auf Unternehmen, die mit Blick auf soziale Aspekte gut abschneiden. Der Fonds investiert global, zielt speziell auf die Bedürfnisse von Frauen bei der Geldanlage ab und wird von einem 12-köpfigen Fondsmanagerinnen-Team gemanagt.
Neue Nachhaltigkeitsindikatoren stärken das S in ESG
Das Kürzel ESG beschreibt den Dreiklang aus Umwelt- (Environmental), Sozial- (Social) und Unternehmensführungspraktiken (Governance), die das Nachhaltigkeitsprofil eines Unternehmens ausmachen. Für ESG-Fonds geeignet gelten Firmen, die idealerweise alle drei Dimensionen relativ ausgewogen erfüllen – also etwa Strom aus erneuerbaren Energien nutzen (E), Betriebskindergärten betreiben (S) und den Vorstand paritätisch mit Männern und Frauen besetzten haben (G).
Nicht zuletzt unter dem Eindruck der gesellschaftlichen Debatte um Klimawandel, Plastikmüll und Ressourcenknappheit haben viele Nachhaltigkeitsfonds in den vergangenen Jahren vor allem das Umwelt-Kriterium hoch gewichtet – während das Soziale weniger stark beachtet wurde. Im Umweltbereich lassen sich die Leistungen der Unternehmen relativ einfach messen und vergleichen. Es gibt in der Regel harte Daten, die aufzeigen, welche Firma mehr Tonnen CO2 oder Plastik pro Jahr eingespart hat. Herauszufinden, wer etwa familienfreundliche Arbeitsplätze anbietet, war dagegen lange Zeit deutlich schwieriger. „Mittlerweile hat sich die Datenlage mit Blick auf soziale Faktoren jedoch deutlich verbessert, so dass wir Unternehmen mit Hilfe der neuen, auf das S fokussierten Nachhaltigkeitsindikatoren besser bewerten können“, erklärt Seiler.
Der neue Social Commitment Score der DWS bewertet mit Hilfe von fünf sozialen Faktoren, wie Unternehmen etwa im Bereich Inklusion und Diversität abschneiden.
Diversität und Inklusion ergänzen das Kriterium Arbeitsbedingungen
Bislang, so sagt Seiler, habe der Schwerpunkt bei der Bewertung von sozialen Faktoren stark auf den Arbeitsbedingungen der untersuchten Unternehmen gelegen – ob etwa Gewerkschaften zugelassen sind oder Gesundheitsversorgung und Arbeitsplatzsicherheit hohe Standards erfüllen. „Der neue Social Commitment Score misst zusätzlich die Leistung der Unternehmen bei der Gleichstellung der Geschlechter, der Chancengleichheit, der ausgewogenen Geschlechterverteilung auf der Führungsebene, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie bei der Flexibilität des Arbeitsumfelds“, zählt Seiler auf. „Im DWS Invest ESG Women for Women fallen zum Beispiel die Arbeitsbedingungen beim Kriterium S mit 30 Prozent ins Gewicht, während die Diversitätskriterien 70 Prozent der Bewertung ausmachen.“
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Doch was verbirgt sich hinter den neuen Sozialkriterien ganz konkret? „Bei der Chancengleichheit prüfen wir zum Beispiel, ob in einem Unternehmen nach Religion, Hautfarbe, Geschlecht oder Alter diskriminiert wird. Beim Indikator ‚Vereinbarkeit von Familie und Beruf‘ schauen wir, ob die Firmen etwa für die Kinderbetreuung oder die Pflege eines Angehörigen ausreichend Flexibilität einräumen“, sagt Seiler. Insbesondere beim Kriterium ‚flexibles Arbeitsumfeld‘ hätte viele Firmen durch die pandemiebedingte Homeoffice-Pflicht zuletzt viel Boden gut gemacht. „Viele Firmen stehen heute deutlich nachhaltiger da als vor drei Jahren“, beobachtet die Fondsmanagerin.
Die Homeoffice-Pflicht hat viele Unternehmen bei der Arbeitsflexibilität nachhaltiger werden lassen.
Wie die ESG-Engine, so vergibt auch der Social Commitment Score sechs Noten
Bevor eine Aktie der betriebswirtschaftlichen Analyse unterzogen wird, also Bilanzkennzahlen und Strategien im Hinblick auf ein renditestarkes Investment bewertet werden, durchläuft sie in eine umfangreiche ESG-Analyse, bei der mehrere Facetten der Nachhaltigkeit berücksichtigt werden. Danach folgt die auf das S fokussierte Bewertung im Rahmen des „Social Commitment Score“. „Weltweit könnten wir in etwa 3000 börsennotierte Unternehmen investieren. Durch die mehrstufigen ESG-Analysen wird die Gesamtmenge auf etwas über 600 gefiltert. Nach der Fundamentalanalyse bleiben davon noch etwa 300 investierbare Titel übrig“, rechnet Seiler vor.
Damit die fünf neuen Kriterien in die Systematik der ESG-Engine passen, werden auch für sie sechs Bewertungen, A bis F, vergeben. Während die Bewertung A oder B Unternehmen als bei der Nachhaltigkeit führend einstuft, bedeutet C Durchschnitt, D Unterdurchschnitt mit nur limitierten Möglichkeiten zur Investition – während E oder F aussagen, dass ein Unternehmen für die Auswahl ausscheidet. „Bei der Bewertung berücksichtigen wir nicht nur, wer es beim Nachhaltigkeitsprofil am besten macht, also ‚Best-In-Class‘ ist, sondern auch die ‚Rate-Of-Change‘, also wie schnell sich ein Unternehmen in Richtung Nachhaltigkeit wandelt“, erläutert Seiler.
Investoren achten nun offenbar insgesamt stärker auf Sozialkriterien
Bleibt noch die Frage, ob sich die sozialen Zusatzkriterien auf die Performance von Anlageportfolios auswirken könnten. Auch dafür gebe es Hinweise, sagt Seiler: „Einige Untersuchungen zeigen zum Beispiel, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Outperformance, also eine bessere Entwicklung als der Gesamtmarkt, oder eine geringere Volatilität bei Portfolios mit dem Fokus auf Sozialkriterien in den vergangenen fünf Jahren höher war als bei Portfolios, die sich auf das E fokussiert haben.“ Bei Investoren steigt also offenbar die Aufmerksamkeit, die sie sozialen Kriterien insgesamt bei ihren Anlagen widmen.